Eigentlich ist deutsch ja ein Gemisch, nein eine Quintessenz aus allen möglichen Dialekten. Ein Gemisch hat aber die Eigenschaften, dass darin die ursprünglichen Elemente leider mit der Zeit verloren gehen. Wir in der Westpfalz (also ganz links am Pfälzerwald für die die in Geographie nicht sooo fit sind) sind sprachlich viel näher an den Bewohnern ganz im Norden Frankreichs, die nur 20-30km weg wohnen. Mit den älteren Leuten können wir noch wunderbar reden, nur die jüngeren reden nur noch französisch.
Alles wir konform, glatt gebügelt. Und da hört bei dem Hochdeutsch nicht auf, in einigen Generationen wird Englisch,oder eine Abwandlung davon wohl für eine weitere Gleichschaltung sorgen. Der besseren Kommunikation wegen.Logisch, unabwendbar aber auch tragisch.
Wir verlieren ein Stück Identität. Es wir in anderen Gebieten der BRD auch so sein, immer mehr Wörter die Dinge, Gefühle, oder Ereignisse besser beschreiben, als jedes noch so genaue hochdeutsche Wort, gehen verloren. Ich, der ja eigentlich den ganzen Tag über Dialekt spricht, lerne heute noch Wörter kennen die meine Eltern,meine Schwiegereltern nochtäglich im Gebrauch hatten und für mich Neuland darstellen. Und ich benutze Redewendungen oder Wörter die ich manchmal(aber zum Glück selten) Alisha erklären muss.
Ich kann mich, wenn es sein muss so ausdrücken, dass ich verstanden werde-aber ganz bekomme ich den Akzent nie weg. Und ehrlich gesagt, pfeif ich auch drauf!
Ein Bsp für Pfälzisch:
Es ist nicht genau der Dialekt der hier gesprochen wird, aber schon relativ nah. Schon 15km weiter östlich, oder westlich sind deutliche Unterschiede festzustellen zu dem was hier gesprochen wird. Bekannte von meinen Eltern kommen aus Hannover und amüsieren sich köstlich über unsere Sprache, aber eher im Sinne von überheblich. Das endete dann, als ich zu ihnen sagte, dass ihr "Stamm" leider nicht in der Lage war einen eigenen Dialakt zu bilden.
Also bleib ich dabei, ich verbiege mich nicht,leugne nicht meine Herkunft.
Wir haben keine rießigen Städte mit hundert verschiedenen Kinos -na und wird da mehr gezeigt als in unseren 5 ?
Wir haben keine U-Bahn in der ich trockenen Fußes jeden Ort in der Innenstadt erreichen kann-nee, brauchen wir nicht.
Bei uns gibt es keine Hochhäuser (doch zwei vielleicht 12 Stockwerke hoch), aber dafür haben wir Platz.
Es gibt auch vielleicht keine südvietnamesische Spezialitäten-aber brauch ich das?
Statt 6 spuriger Straßen haben wir schmale Pfade, statt mehrere Theater nur eines, aber dafür kleine fast unbekannte Wasserfälle, verträumte Plätze. Ich brauche kein Wellnesstempel, ich habe die Natur.
Und wenn ich mal das Bedürfnis habe, wo anders zu sein, flieg ich oder fahr ich kurzer Hand hin. Ich bin per Netz mit der ganzen Welt verbunden und doch hier zu Hause.
Leider wird meine Stadt wohl irgendwann verschwinden, eine Geisterstadt werden. Keine oder kaum neue Industrien nachdem wir in den goldenen Jahren (50iger bis 80ziger) sogar die größte Dichte von Millionären aller deutschen Städte hatten und die Leute gut Geld verdienten. Und nun ? Anschluss verpasst! Jetzt schon ist die Zahl der älteren höher als in anderen Städten. Die Jugend zieht weiter. Eine Art Städteflucht, nur dieses Mal in die Zentren, den Megastädten.
Gut für mich wird es wohl noch reichen, doch wo keine Arbeit ist, kann auch keiner bleiben.
Vielleicht in ein paar hundert Jahren sagen sich hier dann wirklich Fuchs und Hase gute Nacht.
Und damit es nicht zu stark mit der Stimmung bergab geht hier ein kleines "Pfälzer Lied) -wenn auch vorderpfälzisch, die singen schon wenn sie normal reden ;-)
Ps :In den nächsten Einträgen werde ich immer wieder einige typische Pfälzer Ausdrücke vorstellen. Im Moment habe ich zum Beispiel : de Huuuschde unn de Schnubbe (Husten und Schnupfen)und ich höre jetzt auf zu schreiben weil die "Vunzel"( nicht ausreichender Beleuchtungskörper ) so langsam ihren Geist aufgibt und es "zabbeduschder" (Stockdunkel) wird.
16 Kommentare:
Ich find es schön, wenn Dialekte noch gepflegt werden. Das hat sowas Heimeliges, auch wenn es für fremde Ohren gewöhnungsbedürftig ist. Und wenn man den Eindruck hat, dass diese Heimat sich so drastisch verändert und "auflöst", ist die gemeinsame Sprache eines von den Dingen, die noch Zusammenhalt bieten.
Ich fühle mich da etwas heimatlos. Den Dialekt meiner neuen Heimat (Trierer Platt) habe ich nie gelernt - kein Wunder, oder? http://www.youtube.com/watch?v=2OWRmYt6vlU
Und mein norddeutsches Platt ist etwas eingerostet durch knapp 25 Jahre im Exil. Immerhin würde es mir wohl nicht so übel ergehen wie dem armen Kerl hier: http://www.youtube.com/watch?v=2Ma5nFPw7Cc. ;-)
Liebe Grüße
Anne
Schöner Beitrag und nachdem ich Dich einmal getroffen hab, mag ich bestätigen: Nein, Du wirst Deine Herkunft nie leugnen können (und sollen). Ich bin ja so ein Übergangsding. Meine Eltern sprechen noch Eifler Platt, ich kann es auch wunderbar verstehen und auch aussprechen, mich aber nicht fließend in dem Dialekt unterhalten.
Ich bin immer wieder überzeugt, bestes Hochdeutsch zu sprechen (und oft sind Kunden auch verwundert, wenn ich bestätigen, dass ich Rheinländerin bin) und doch merkt man es an den üblichen Problemstellen bei ch und sch. Martin, wenn wir mal gemeinsam durch die Wälder gelaufen sind, wirst Du wissen, was ich meine.
Ich finde es auch schade, dass die Dialekte verschwinden, sie geben ein so schönes Gefühl von Heimat und doch kann ich es in meinem Umfeld gar nicht selbst durchsetzen.
In dem Sinne. Maach et joht und pass joht uff Dich opp.
Des is so schä, won mer de pälzisch Dialegt here konn, isch lieb den so arg, dass isch sogar die pälzer lewwerwurscht fum Henninger gekafft hab, wie isch letztes Mol in de palz war.
Ach - is des schä, bleib so Bu, wie de bischt, en pälzer, der babbelt wie ihm de mund gewachse is !
Ach ja, is des schä !!
Donge !!
eim Winter wenns kaald ies, rechts is de Stuube, da missa ma ooch Hulz spaln, wenns ganz kaald ies, Gebindlan macha und ollis vu'nd und ollis drinne macha schloofa. Voo dar Stuube nei ies a Stiebla an von Stiebla nei ies de Kiche, de Kiche die ies massiv, do bewahrn mer de Osche uuf, an drieber ies dr Schurnsteen, ma koan direekt aus dr Kiche direkt oa dr Feuresse nuffsahn, uff dr Feuresse uuba ies a gruuße Hulzdiete? neigemäuert, die sullt ich schun rausmacha, weil die net traun die Beherden, es kennt a Brand ausbrecha, ober doß daos Haus asuu lange schun stieht da(nn) ies no ken Feuer ausgebrocha, da wird wuhl oo keens ausbrecha, denn iech mißt a Schurnsteen neireißa, wen ich die Hulzdiete? sull rausmacha, das gieht eifach nä. An nu ies ä... rechts vom ä links vom Hausflure ies dr Stoal, un dann drnaaba is dr Hauskommer an nu ganz hinda naus ies dr Kaller, dar ies ä ei dr Arde eigebaut, an nu kimmd'is Daach, dr Kaller dar ies... das Daach gieht bies uf de Aarde und ies verbunda mietn andann Hausdache, da koan ma alsu vom Balka? aus koan ma hie direkt - weil das Daach uuf de Aarde uufgieht - direkt iber... ibers Hausdaach nuufklattern
Beste Grüße, Christine und ihre Wurzeln
@Weinbergschnecke:
Klasse Link !!!!Habe aber wirklich kaum ein Wort verstanden, was acuh evtl. an der Tonqualität liegt. Aber es ist wirklich ein ganz anderer Dialekt, als der hier gesprochene.
@Blumenmond:
Hast du ezwa gleich festgestellt, dass ich kein astreiner "Hochdeutscher" bin? Nä jetzt bin ich aber geschockt...und deprimiert ;-)
Und mit dem "durch die Wälder laufen" bin ich mal gespannt. In der Eifel oder der Pfalz?
PS. Schreiben kannst du es aber noch, das Eifler Platt!
@Ultraistgut:
Sollte ich einmal an die Ostsee kommen, bringe ich dir auch so ne Leberwurst mit! Awwer isch ess jo die Lewwerworscht net sooo oft, awwer wonn-donn mit Budder drunner! Wonn schunn-donn schunn!
Ps:Hast du dir dort oben dann einen anderen Dialekt angewöhnt?
@Christine:
Wow harter Tobak ! Aber ich glaube ich konnte es eineigermaßen entschlüsseln! War das dein Elternhaus oder dein jetziges ? Also wenn ich es richtig verstanden habe, mit dem Kamin dem "Hulzdiete" (Holzdiele?) und den Behörden. Mit dem Keller, dem abgeschleppten Dach (auf das man direkt hochklettern kann) bis auf den Boden etc. Welcher Dialekt ist das?
Das ist schlesisch, wie meine Großeltern es Sprachen. Ich bin bei ihnen quasi aufgewachsen. Verstehe, spreche aber nicht.
Mein Großvater mütterlicherseits ist übrigens ein Darmstädter.
Und mütterlicherseits könnte ich noch mit einem Kauderwelch deutsch-Böhmisch dienen.
Ich Mischling, ich.
Wir hier in unserer Familie sprechen einigermassen verständlich. In den Jahren, die wir in Hannover lebten, würde ich hin und wieder auch auf meinen Slang angesprochen, der durch berufliche Umzüge badische und schweizerische Einschläge aufwies. Angeblich. Je älter man wird, desto mehr interessiert man sich mit den eigenen Wurzeln. Gehts dir schon etwas besser?
@Christine:
Danke, das gröbste ist vorbei, morgen geht´s wieder los mit der Arbeit-und gleich mit Spätschicht. Leider hat es nun Pia komplett erwischt und sie liegt nun an Stelle meiner im Bett. Scheint wirklich ne Seuche zu sein!
Bei dir scheinen sich wirklich sehr viele Einflüsse geltend zu machen! Bei mir sind es nur Pfälzer-von links,von rechst und überhaupt. Obwohl vom Namen her eigentlich auch Köln dabei sein müsste. Irgendwann muss ich der Sache mal nachgehen.
Um ehrlich zu sein, ich habe nie wirklich richtig pfälzisch gesprochen, weil meine Eltern beide hochdeutsch sprachen, aber irgendetwas bleibt natürlich immer hängen, wenn man dort aufgewachsen ist, so sage ich heute immer noch " gell ",obwohl die mich hier dabei angucken, als käme ich von sonst woher, aber das lege ich nicht ab, das ist meins!!
Lewwerworscht kann ich heute nicht mehr essen, ist mir viel zu fett, früher schon, besonders wenn sie vom Henninger ist !!
A noch mit budder drunner - herrschaft alleweil, des hab isch net gesse.....
Ich han ja jesoht, datt ich datt noch schwaade kann ävver nitt flössisch.
Wir künne durch die Beusch vun de Eifel oder de Fälzer Waldwäje erobjückele, Hauptsaach, wir dohn et ens.
@Ultraistgut:
Ok du bist entschuldigt-Schlechter EInfluss vom Elternhaus :-)
Ich weiß gar nicht wie lange es schon her ist,dass ich das letzte Mal "Lerrwerworscht" gegessen habe, bin eher ein "Siesser", aber wie gesagt wenn dann mit Butter!
@Blumenmond:
Sag einfach wenn du in der Nähe bist, Pia und ich freuen uns auf dich-und wie gesagt ich bügle schon mal ein bisschen an den Höhen!
Schönes Thema!
Ich bin ja auch so ein Mischmasch. In Ostthüringen geboren, aufgewachsen in Sachsen habe ich furchtbar gesächselt. Beim Studium in Dresden habe ich mir dann notgedrungen das Sächsisch abgewöhnt, der Umgang macht´s. Jetzt werde ich manchmal noch drauf angesprochen, habe aber auch genug Brandenburger Einschlag. Wenn ich aber mit meiner Mutter telefoniere, hört das meine Familie sofort ;-). Ach, und bei uns war das die Läberwurschtbemme. Aber gerade aus meiner Thüringischen Heimat habe ich so ein paar Begriffe, die wohl auch eher aussterben werden. Z.B. wissen immer weniger Menschen, dass Mutz ganz einfach Quark ist...
Euren Dialekt höre ich gerne. Wir haben (sächsische) Freunde in Stuttgart, deren Kinder so schön schwäbeln. Obwohl, ist jetzt Pälzisch was anderes als Schwäbisch?
@Anett:
Aber sowas von was anderes !!!
Hör dir einfach das erste Video an, dann hörst du es.
Es wird Zeit, das wir mal miteinander reden, dann ist es ganz deutlich :-)
Aber es ist interresant wie viel Spracheinflüsse bei manchen zusammenkommen. Irgendwie blieb ich immer einfach hier.
Ich fühl mich hier deheem, auf Deinem Blog. ;-)
Ich finde es wichtig, ein gutes Hochdeutsch sprechen zu können, aber Dialekte sind Kultur, gehören bewahrt und gepflegt und vermitteln auch ein warmes Gefühl, eine Zugehörigkeit!
Außademm heeschd das de Schnuschde unn de Hubbe! ;-)
@Evchen:
Ich werde in Zukunft sowas von einem Knupfen in der Zunge haben wenn ich mit dir in feinstem Hochdeutsch rede-du wirst es kaum glauben ;-)
Igitt! *frechgrins*
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