Gleich vorneweg: Es ist ein emotionaler Bericht. Genau so wie ich den Lauf erlebt habe. Mit vielen eigenen Gedanken und Gefühlene. Wer einen sachlichen Laufbericht erwartet-sorry kann ich nicht.
Ankommen. Nur einfach ankommen, mehr wollte ich nicht mehr. Irgendwie die restlichen 12km zu Ende bringen.
Bis dahin war es ein weiter Weg. Die Vorbereitung war eigentlich keine. Nur 2 Läufe über 30km und vor allem keine die am Ende noch mal richtig Höhenmeter verlangten. Aber mehr ging eben nicht. Der Muskelfaseriss hat mich schon aus der Bahn geworfen. Aber Starten wollte ich beim Gelitta Trail Marathon in Heidelberg auf jeden Fall, hatte ich in diesem Jahr bisher doch nur den Wings4 Live Lauf und den Rennsteig Supermarathon vorzuweisen.
Ich hörte/las dass die Strecke verschärft worden wäre-und ich hatte schon 2013 große Probleme gehabt als sie noch "leichter" war.
Gleich zu Beginn sah ich diesen kleinen Kerl am Wegesrand. Ein Feuersalamander, einfach wunderschön. Da ich auch noch einen unterwegs sah, beschloss ich den Eintrag heute nach ihm zu benennen.
Das Wetter war wie der Veranstalter wörtlich sagte "Scheiße". die Strecke "sauschwer" . Es hatte im Vorfeld einige Verletzte gegeben und er mahnte uns zur besonderen Vorsicht. Ah ja das Wetter:
Meine Serie die über 10 Jahre und über 30 Marathon angehalten hat ist gebrochen! Es regnete bei einem Marathon bei dem ich dabei war :-) Mein erstes Mal sozusagen. Nur gestört hat es mich nur vor dem Start, danach ist es mir so was von wurscht.
Start und Ziel im Schlosshof |
Der Nebel sollte uns fast den ganzen Lauf folgen |
Startnummernausgabe im Shcloss-hat schon was :-) |
Der erste VP kam so bei km 7. Es gab Müsliriegel und Bananen, Wasser und ISO. An mehr erinnere ich mich jedenfalls nicht. Okay, war ja der erste. Aber...der nächste kam erst bei km 20 oder so! Und das bei dem Profil! Ich hatte Durst, Hunger und Probleme. Ein kleines Stück Müsliriegel hatte ich gegessen, und einen Schluck Wasser getrunken- das war´s. Auch vor dem Lauf, morgens um 6 ein Stück Kuchen und vor dem Start noch mal ein paar Nüsse und Rosinen. Mehr wollte ich nicht. Irgendwie machte der Magen gestern nicht mit. Aber zurück zum Lauf:
So war ich bei km 20 eigentlich schon fertig. Die ersten Krämpfe hatte ich hinter mir (aber nicht so schlimm) Dazu muss ich erwähnen, dass eine Laufreundin, Birgit, mich am Vortag noch getapt hat- ISG und hintere linker Oberschenkel. Beides hat mir gestern nicht die geringsten Probleme bereitet-nur der ganze Rest. Ganzkörper Tape wäre wohl gut gewesen :-)Ich wusste aber, dass bis km 30 es langsam bergab gehen würde. Was ich nicht wusste, dass es oft wieder Trails waren. Also der Begriff Trailmarathon ist vollkommen gerechtfertigt!
dazu immer wieder kleine fiese Steigungen, die ich alle ging. Wie gesagt, ich hatte kein Zeitziel. Irgendwann kamen wir dann zu km 30 und ich wusste, jetzt wird es richtig schlimm. Die nächsten 7km würden die Hölle werden. Jetzt schon konnte ich nur noch bergab laufen, bergauf unmöglich. Hier war nun der 3. VP es gab das gleiche Essen nur noch jetzt auch Cola und Gel. Nichts salziges, was ich so sehr gebraucht hätte ! Nur Süßkram, das kann doch nicht sein. Doch es war so. Also trank ich und nahm ein 2. Stück Müsliriegel etwa 3cm lang und trank wie ein Kamel Wasser, Cola vertrug ich gestern gar nicht. Warum auch immer.
Sogleich ging es bergauf. Ich ging. Ich ging weiter. Ich war fertig. Immer weiter führte uns der Weg hoch, kein Ende in Sicht. ich sah so elend aus, dass ein Läufer/Geher neben mir, mir eine Salztablette und Wasser anbot-er hatte einen Trinkrucksack! Danke an ihn unbekannterweise!
Die Kilometer kamen langsam, sehr langsam die Pace meistens zwischen 9 und 10 Minuten, einmal auch 13 Minuten pro Kilometer. Mir war schlecht, kotzübel. Ich wollte eigentlich nicht mehr. Mental und Physisch war ich alle. Es war einfach eine Qual, mehr nicht. Und dazu eine selbstgemachte, durch eigene Schuld.
Es kam die Treppe. Nein nicht die erste, die erste mit 180 Stufen hatten wir schon an der Thingstätte gehabt so bei km 7. Nein jetzt war die Himmelsleiter dran. Also das erste Stück. Ich weiß nicht wie viele Stufen es waren, vielleicht 80 aber man stelle sich keine Treppenstufen vor, sondern Felsblöcke die übereinander liegen. Manche nur 10cm hoch, andere 25 oder mehr. Kreuz und quer und sehr steil.
Jeder Tritt kostete mich Überwindung, alle paar "Treppen" machte ich eine Pause. Endlich war sie fertig und...ein Stück weiterer Weg bergauf folgte, nichts mit Ausruhen!
Diese beiden Bilder habe ich von Hendrik mit seiner Erlaubnis "geborgt" |
Ich weiß nicht mehr wann, aber dann kam der Rest der Treppe. Manche sagen es wären 700 Stufen ,andere nur 500. Ich stand unten davor und hätte wirklich heulen können. Kein Lebenswille in mir da. Ich nahm die erste Stufe, die zweite, die dritte. Sie Krämpfe hielten sich in Grenzen, aber der Kreislauf und die Kraft waren im Keller.
Weiter! Um mich herum das Leiden der Welt. :-) Keiner der nicht an seinem Limit war, der nicht Pausen machen musste. Ich krabbelte, schlurfte, stieg weiter. Die Pausen würden öfters, konnte aber nicht einfach stehen bleiben weil dann die Beine durchgedrückt wären und sofort die Oberschenkel vorne verkrampften. Also an einen Baum anlehnen, oder irgendwie setzen. Ich war den Tränen nahe, mental so was von fertig wie ich es noch nie erlebt hatte. Auf 1km hatten wir 150Hm zu bewältigen. Hört sich nicht viel an, ist aber die Hölle!
Im Training lief ich in der Stadt bei uns 182 Stufen in unter einer Minute, hier brauchte ich fast eine dreiviertel Stunde bis ich oben war.
Ein Kilometer in 22:35-das ist wohl Rekord! |
Ob ich mich glücklich fühlte, kann ich gar nicht mehr sagen, eher erleichtert oder vielleicht fühlte ich einfach gar nichts. Aber ich nahm die letzte Getränkestelle/VP (wieder nur süßes Zeugs) dankend an.
Oben auf dem Königstuhl. Lächeln trotz Schmerzen |
Nun waren es also nur noch 7km, die meistens bergab führten. Die Wege waren extrem schwer für mich und viele andere. Kleine und große Steine die lose über dem Trail lagen, Felsen, Wurzel und dazwischen Schlamm zeichneten den steilen, schmalen Weg aus. Schnell laufen? Unmöglich, denn jetzt noch ausrutschen, das wäre das blödeste gewesen überhaupt. Natürlich ging es auch noch mal hoch, doch das war nun wirklich auch egal :-)
Die letzten 2-3km waren dann endlich wieder zwar ein schmaler, aber einfacherer Weg ins Ziel und ich konnte wieder normal laufen. Die Verhärtungen waren weg und bis auf die Müdigkeit war alles okay. Der Zieleinlauf im Schlossgarten war natürlich angesichts der Zeit eher einsam, doch der Streckensprecher sagte zu jedem der rein kam was motivierendes.
Rechts seht ihr wie ein Läufer ankommt. Noch einmal hinten den Weg runter und dann ins Ziel. Schön gemacht. |
5:37:05 sind persönlicher Rekord für mich-im negativen Sinn, auch wenn die 1500 Höhenmeter und die vielen Steigungen, Treppen und der schwere Untergrund natürlich seinen Tribut forderten.
Es lag nicht daran, sondern an mir. Ohne gründliche Vorbereitung, kann man so einen schweren Marathon eben nicht gut laufen. Man muss, gerade auch mental, richtig fit sein. Gerade auf diesem Marathon habe ich glaube ich alles durchlebt was möglich ist. Was für mich möglich ist. Nie war ich vorher so verzweifelt, so vollkommen am Ende. Aber ich habe gemerkt, dass ich da auch wieder raus kommen kann, dass ich solche tiefen Täler überstehen kann. Habe festgestellt, dass der Wille vieles erreichen kann, auch wenn man eigentlich nicht mehr fähig ist. Das ist das gute Gefühl, das ich von gestern mitnehmen kann.
Dem Veranstalter kann man nur in einem Punkt kritisieren : 4 Verpflegungstellen sind zu wenig für so einen Lauf. Dazu sollte unbedingt auch salziges angeboten werden. Ob Brezelchen oder Salzstangen, egal was. Kostet nicht viel und bringt enorm was. Dagegen hat er vieles richtig gemacht. Eine tolle, wenn auch sehr schwere Strecke, gute Orga, sehr freundliche Helfer-und einen Getränkerucksach als Geschenk für jeden Läufer, habe ich auch noch nicht erlebt!
5 Kommentare:
Oh weh, das hört sich ja nach einer irren Qual an. Respekt, dass Du das durchgehalten hast. Ich glaube aber auch, dass man nach Überwindung eines solchen Laufs viel fürs Leben mitnehmen kann. Ihr seid doch alle irre. :-)
Ja klar sind wir alle irre !
Ansonsten wäre das Leben langweilig. Und generell wird Vernunft überbewertet :-)
Ohlala! Danke für diesen ehrlich Bericht!
Der Lauf reizt mich auch, jetzt noch mehr. Nur hoffentlich ergeht es mir nicht ganz so schlimm. Aber toll gekämpft!
Danke Markus !
Der Lauf hat es echt in sich! Wenn ich noch einmal teilnehme, dann nur wenn ich 100% fit und trainiert bin. Eine Efahrung ist es auf jeden Fall :-)
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