Donnerstag, 7. Februar 2013

Der moderne Athlet

Beim Durchstöbern der Festplatten ist mir folgender Bericht in die Hände gefallen. Ich weiß nicht mehr wer, oder wann er verfasst wurde, aber lesenswert ist er auf jeden Fall! Gerade der Vergleich in der Ausdauer habe ich auch schon selbst mehrfach gelesen und in Beiträgen (gerade vor Olympia letzten Jahres) gesehen.
Er ist immer noch aktuell-und verstörend. Lest selbst:



Man liest in den letzten Monaten ja oft im Zuge der ganzen Neutralschuh-Lauferei das der Mensch zu Laufen geboren ist usw. Aber ist das wirklich so und warum ist das so.
Ich habe mich mal in den letzten Wochen ein wenig mehr damit beschäftigt und einige Passagen gefunden die wirklich interessant sind. Aber staunt selbst über unseren Körperlichen Untergang in der Neuzeit!
Man stelle sich nur mal vor: Usain Bolt, Weltrekord-Inhaber über 100 Meter (9,69 Sekunden) und 200 Meter (19,19 Sekunden), würde im Hightech Rennoutfit gegen einen barfüßigen Aborigine der Eiszeit in einem Stadion zu einem Wettlauf antreten. Klare Sache denkt man.
UND LIEGT FALSCH !!!
Der Aborigine würde das Rennen klar gewinnen und den Weltrekordler hinter sich lassen. Evolutionstechnisch betrachtet hat sich der Mensch im Laufe der Geschihte ganz klar zurückentwickelt. Das trifft besonders auf den Mann den “homo masculinus modernus” zu.
Denn der moderne Mann der industriellen Neuzeit ist physisch nur noch ein Schatten seiner Vorfahren. Unsere Ahnen waren stärker und schneller, arbeiteten härter und hatten wesentlich mehr Ausdauer.
Kein Zweifel der Mann von heute ist ein SCHWÄCHLING !!!
Der Evolutiosbiologe McAllister hat kürzlich dazu ein tolles Buch rausgebracht. ”Manthropology zu deutsch: Rohes Fleisch und Dosenbier”
Eine ziemlich schockierende Bilanz zuungunsten der Gegenwart. Wir begehen meist den Fehler nur einen  relativ kurzen Zeitraum in Betracht zu ziehen. Unsere heutigen Weltrekorde sind hinfällig wenn wir sie im gesamten Verlauf unserer menschlichen Geschichte vergleichen. Besonders die letzten 10.000 Jahre Zivilisation haben den Mann stetig verändert.




Zum Beispiel Ausdauer:
Besonders deutlich werden die Unterschiede bei der Ausdauer. Die US-Army ist vor allem stolz auf ihre Rekruten die als Anschlusstest ihrer Grundausbildung ca. 19 Kilometer in maximal vier Stunden zurücklegen müssen. Im vollen Marschgepäck von 20 kg!

Verglichen mit den Armeen der Geschichte sind sie Frührentner. 
Mitglieder der kaiserlichen Yuan Garde im alten China mussten im Rahmen ihrer Reifeprüfung 90 Kilometer in vier Stunden rennen, die Heere der Wu Dynastie marschierten im Eiltempo knapp 130 Kilometer am Tag unter voller Bewaffnung. Die Truppen von Alexander dem Großen legten bei der Verfolgung der Perser elf Tage lang bis zu 93 Kilometer pro Tag zurück, die afrikanischen Impis Krieger von Shaka Zulu liefen routinemäßig ihre 80 Kilometer am Tag, römische Legionäre mussten sich ebenfalls oft täglich bis zu 80 Kilometer abrackern, mit voller Ausrüstung, die fast 50 Kg wog. Selbst Elite Einheiten der amerikanischen Special Forces SFAS setzen heute ihr Limit bei 28 Meilen mit Gepäck, das 22 Kg wiegt.
Geradezu utopisch im Vergleich zu unseren heutigen Kapazitäten sind die Fähigkeiten der Ruderer Griechischer Trireme-Kriegsschiffe. Jeweils 170 Ruderer brachten die 40 Meter langen, schweren Holzkähne auf eine Geschwindigkeit von 12 km/h und hielten dieses Tempo über 24 Stunden!!!
Der Versuch diese Leistung anlässlich der Eröffnung der Olympischen Spiele 2004 in Athen zu kopieren ging kläglich unter. Trotz monatelanger Vorbereitungs und Trainings waren die modernen Ruderer nicht in der Lage die antike Durchschnittsgeschwindigkeit über einen längeren Zeitraum zu halten. Eine anschließende Untersuchung durch den britischen Physiologen Harry Rossiter von der Universität in Leeds bestätigte das Debakel auf See.
Die Neuzeit Crew war metabolisch den Anforderungen schlichtweg nicht gewachsen. Besonders bemerkenswert ist dabei die Tatsache dass Athen während seiner Glanzzeiten über ein Kontingent von rund 34.000 solcher Ruderer verfügte. 
Schneller, stärker, weiter – diese Attribute die wir so selbstverständlich unserem modernen Zeitalter der Superlative zuordnen treffen offenbar in Wirklichkeit eher auf die Vergangenheit zu. Aber warum werden die Menschen, besonders die Männer, immer schwächer?
Dafür gibt es eine ganze Reihe von Gründen.
Der Hauptgrund liegt sicherlich in der Ontogenie, jenem Prozess bei dem sich ein Organismus in direkter Wechselwirkung mit seiner Umwelt entwickelt. Im Klartext heißt das , dass die Vorfahren so unglaubliche Athleten waren weil sie ganz einfach ein unvergleichlich härteres Leben führten und ihre Muskeln, Sehnen und Knochen ein direktes Resultat der konstanten Anstrengung waren. Ob als Bauer, Jäger oder Krieger, die Männer der Vergangenheit waren praktisch permanent aktiv. Und das schon als Kind, den wir wissen inzwischen dass die wichtigste Phase der körperlichen Entwicklung junger Menschen in den Zeitabschnitt zwischen acht und 14 Jahren stattfindet. Da wird die Fitness-Basis fürs spätere Leben gelegt.
Anthropologen gehen davon aus dass die jungen Aborigine täglich stundenlang und meilenweit übers Land sprinteten, während Usain Bolt einen großen Teil des Tages im Klassenzimmer saß. 



Zum Beispiel Sprint:
Archäologen haebn 2003 in der Region Willandra Lakes im australischen New South Wales fossile Fußabdrücke von Aborigines entdeckt, die rund 20.000 Jahre alt sind. Gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern haben sie diese knapp 700 Fußspuren vermessen und untersucht. Die Abdrücke stammten von sechs Männern die barfuß ein Tier jagten und versuchten die Beute von den Flanken aus rennend einzuholen. Unter Berücksichtigung ihrer Schrittlänge konnten man ziemlich exakt ihre Geschwindigkeit berechnen.

Das Resultat ist phänomenal, denn alle sechs liefen extrem schnell, aber besonders der Sprinter ganz außen. Usain Bolt schafft eine Höchstgeschwindigkeit von rund 43 km/h jeweils zwischen den 60 und 70 Meter Marken. Dabei sprintet Bolt auf makellosem Untergrund mit Spikes und der Unterstützung von modernsten Technologien. Der Aborigine erreichte allerdings mindestens 45 km/h – barfuß in einem weichem halbwegs ausgetrockneten See. Man konnte an den immer länger werdenden Distanz erkennen, dass er weiterhin beschleunigte!!!
Er wäre den heutigen Weltrekordler LOCKER davongelaufen, der eine Ausnahmeerscheinung darstellt, während der Aborigine einer von 150.000 seiner war und vermutlich nicht einmal der schnellste.

  


MENSCHEN SIND DAS DIREKTE SPIEGELBILD IHRES LIFESTYLE !!!
Kein Zweifel unser Lifestyle hat sich besonders im letzten Jahrhundert drastisch verändert. Wir verbringen heute den größten Teil unserer Zeit im Auto, am Schreibtisch, vor dem Computer (wie jetzt) und auf der Couch vor dem Fernseher. Und während Umfang und Taille durchschnittlich im Laufe der Jahrhunderte stetig zunahm werden unsere Muskeln immer kleiner.
Mit der Entwicklung von Werkzeugen wurde der Mensch allerdings auch gradlinig schwächer. Unser tägliches Überleben hängt kaum noch von unserer Kraft ab, sondern von Technologien und Geräten. Selbst die Werkzeuge müssen modernen Bedingungen angepasst werden. So wog ein Schlaghammer vor 100 Jahren noch 18 kg, heute nur noch 6 kg. 
Die heutige Welt ist also nicht mehr geeignet für den harten, ausdauernden Mann. Gehört die Zukunft der neuen Generation von Computer-Softies?

J A !!!



Für mich wieder einmal sehr ernüchternd was so aus uns geworden ist. Es stimmt, Intelligenz ist heute wichtiger als Kraft und Ausdauer-aber verdammt noch mal, einmal soclhe Leistungen bringen können...Und dabei ist es-entwicklungsgeschichtlich- wirklich nicht lange her.

13 Kommentare:

Unknown hat gesagt…

Schon interessant ... watt'n Glück, dass ich 'ne Frau bin :D
Aber sag mal, die armen Chinesen mussten tatsächlich 90 (in Worten neunzig) Kilometer in 4 Stunden rennen, also deutlich über 20 km/h?

Martin hat gesagt…

Ja so ist es. Kaum vorstellbar, aber es gab auch bei uns im 17-18 Jahrhundert Läufer die für Geld diverse, kaum nachvollziehnare Leistungen vollbracht haben. Wusstest du z.B. dass der Begriff "Vorläufer" eigentlich wörtlich zu nehmen war ? Es war ein Läufer der mit einer Fackel vor der Kutsche herlief!

Anonym hat gesagt…

Damals [tm] starben Menschen auch viel früher, waren im Schnitt blöder, mindestens ungebildeter. Auch wenn mir die Vorstellung gefallen könnte, wie meine Vorfahren Usain versägt hätten, sind mir die heutigen Mitmenschen lieber, als so Eliteultras (> 90 km! Im Schnitt! Täglich! Geht's noch?)...

Ab davon, find ich die Extrapolation aus wenigen Daten ein wenig "Kaffeesatzleserisch".

Nichts für ungut!
Schönes WE, Werderseehase

Hans hat gesagt…

Ich stehe ja auf solche Vergleiche :-)

Damit relativieren sich schnell Gegenargumente zum vielen Laufen.
100 km Läufe sind dann nicht mehr übermenschlich. Die Perspektive ändert sich und damit vielleicht auch das persönliche Zutrauen doch mehr schaffen zu können ...

Ich finde so was motivierend!

Es wäre toll, wenn Du Dich erinnern könntest, wo der Text her ist ... Vielleicht gibt es da noch mehr davon

Danke,
Hans

Hans hat gesagt…

Nachtrag:
Hier steht P.M.
http://www.taekwondo-elite.de/wissenswertes/

furor germanicus hat gesagt…

Hey Martin,

sehr interessant. Zu MacAllisters Buch "Manthropology" habe ich hier ( http://aesirsports.de/2013/01/buchrezension-manthropology-science-modern-male-man-be/ ) ein extensives Review verfasst. Ist das von dir hier vorgestellte deutsche Buch (das mit dem Dosenbier) die exakte englische Version? Weißt du das vieleicht? Als ich nach dem Autor recherchiert habe, habe ich mich ein wenig über dieses Buch in seinem Lebenslauf gewundert, weil - naja - Dosenbier und Fleisch doch ein wenig tiefer vom Niveau gestapelt ist als "Manthrophologie" ;)

Anyway, schöner Einblick. Gefällt mir.

Gruß
Damian

Martin hat gesagt…

@Damian :Wow-echt klasse geschrieben! Leider ist mein englisch bei weitem nicht gut genug für das Buch :-( Gibt es eine deutsche Übersetzung ?

furor germanicus hat gesagt…

Hey Martin,

Ja das war genau meine Frage. ^^ Anscheinend sind es doch unterschiedliche Bücher, oder?

Soweit ich dann weiß, gibt es die Version (bis dato) nur in englischer Sprache.

Aber stellenweise waren MacAllisters Ausführung auch auf wackligen Beinen, was die Leistungen der Altvorderen betrifft. Zum Beispiel die Feststellung, dass jemand einen +1000 Pfund schweren Brocken hochgehoben hat, nur weil da ne Inschrift eingemeisselt war, die sagte, dass er es tat, bedeutet noch lange nicht, dass es wirklich so war. Heute behaupten ja immerhin auch viele Leute Zeug, was erstunken und erlogen ist ;)

Freut mich, dass dir das Review gefallen hat. ;)

gruß
Damian

Anonym hat gesagt…

Hallo Martin,

egal wer, was, wann, über wen geschrieben hat und vor allem warum soweit in die Vergangenheit reisen? Fakt ist: Vor 20 Jahren gab es noch 50 kg Zement-Säcke!

Heute bin ich froh, wenn ich den lächerlichen 25 kg Sack irgendwie aus dem Kofferraum rauszerren kann. ;-)

Gruß Michael

Bodhi Utah hat gesagt…

Hallo Martin,

das ist mein Artikel.
:-)

LG
Marco

Bodhi Utah hat gesagt…

Hallo Martin,

das ist mein Artikel.
:-)

LG
Marco

gérard hat gesagt…

salut Martin sende mir bitte ein mail ich habe probleme mit deine adresse das gleiche mit franck und andy gruss an alle gérard

Unknown hat gesagt…

Hallo Martin,
ich habe meinen Artikel aus 2011 noch einmal aktiviert.
Hier ist der LINK:
http://soulrunner.net/2013/04/14/der-bessere-athlet/

LG
Marco