Samstag, 26. März 2011

Der Weg hoch zum Donnersberg- Rockie-Mountainlauf 2011

Die Zunge hing mir aus dem Hals. Jetzt schon. Ich schnaufe zu schnell, bin zu schnell unterwegs. Wer hat mich nur dazu getrieben, hier zu sein, so was zu machen? Wie fragte Töchterlein heute Mittag als ich ihr sagte, dass ich auf den Donnersberg laufe : "Warum?"
Gute Frage!
Langsam wollte ich es angehen lassen, so um die 6:30 vielleicht und doch ließ ich mich wieder mitreißen. War auch ganz gut-bis sie wieder an mir vorbei lief- eine Läuferin die ich schon seit Jahren kenne und die gerade bei den Bergläufen immer dabei ist und dabei richtig schnell ist. Gerade mal 500m waren wir unterwegs, der erste kleinere Anstieg stand bevor. Könnte man ja versuchen dran zu bleiben, sich ziehen zu lassen. Erster Kilometer 5:22-bergauf! Zweiter 5:33-und sie zog doch langsam von dannen. Es wurde steiler, ich schnaufte, ich verteufelte meine Idee hier zu laufen. 3km geschafft- wäre doch Zeit um ein bisschen zu gehen. Nee lieber doch nicht. Schweinehund - zieh´ ab!
Ich weiß ja, dass ich immer lange brauch um warm zu werden, aber wenn es gleich zu Beginn so hoch geht, hat man die Zeit eben nicht!
Bei einem noch steileren Abschnitt kam ich "Ihr" wieder näher, ging aber nicht vorbei. Ich wusste nur ungefähr was noch alles kommt und auf dem Ebenen ist sie fast zu schnell.
Die Strecke wurde flacher-das tempo höher. War ich die letzten Kilometer mit 6:23-6:35 unterwegs, kamen nun Zeiten um die 5.00/km heraus. An einem weiteren steilen Abschnitt ging ich dann vorbei. Entweder ich geh kaputt oder eben nicht. Wobei ich sagen muss: Auf keinem einzigen Kilometer heute lief ich nicht mit min. 90% meiner max. Leistungsfähigkeit. An steilen Passagen war ich oft am Limit-kein Schritt schneller mehr möglich.
Wir waren etwa bei km 9 und nun ging es einen Kilometer und ca. 100 Hm bergab. Und wie! Laufbeine was wollt ihr mehr? Bergablaufen kann ich ja gut und so überholte ich bestimmt 10 Läufer die vor mir waren und nicht schneller laufen konnten-oder wollten, weil sie wussten was noch kam?
Egal, mit ca 4:35/km lies ich mich über den teils unebenen Weg einfach treiben. Wann sollte nochmal der letzte Anstieg, der r i c h t i g e Anstieg zum Donnersberg kommen ? Er kam-jetzt!
Ein kleiner Schwenker nach links und hoch ging´s. Eigentlich gar nicht so steil, im Training lief ich oft viel steilere Passagen. Aber, es ist ein Unterschied, ob ich vorher locker trabte oder wie heute ständig am Limit lief!
Ich wusste es würde ca. 3km bergauf gehen, aber so viel war da nicht mit einteilen der Kräfte. Die die ich bergab abhängen konnte, waren nun wieder da, zogen teilweise an mir vorbei. Nicht schnell, aber Fuß für Fuß und ich konnte einfach nicht folgen. Wie in Zeitlupe entfernten sie sich. Ich musste gehen. Musste versuchen Kraft zu sparen-oder wieder zu finden. Schnelle Schritte mit viel Armbewegung, ich war zwar so langsamer aber nicht viel. Nach kurzer "Erholung" wieder laufen, wieder einholen. Nun mussten auch andere Gehpausen einlegen, es gibt also doch noch Gerechtigkeit ;-)
Pace nun bei 7:35. Immer noch weiter hoch, keine Motivation mehr. Wann sind wir endlich oben, verdammt noch mal!
Da vorne eine Kuppe -das muss der höchste Punkt sein. Noch 50 Meter...lauf du Hund! Jetzt gleich...und tiefe Enttäuschung, es ging nicht bergab, nein es ging einen schmalen Pfad rechts rein und richtig, richtig fies hoch. Der Weg mehr ein Gebirgsbachbett, so uneben war er. Es war nicht mehr daran zu Denken zu laufen. Ich keuchte beim Gehen, stützte meine Hände teilweise auf den Oberschenkel ab um zusätzlich Schub zu bekommen- ein hilfloser Versuch.
Endlich waren wir oben und ich hörte schon den Sprecher im Ziel-welch wunderbare Stimme, der Engelchöre gleich. 8.00 Minuten habe ich für den Kilometer davor gebraucht- ein neuer Minusrekord! Toll!
Es ging nun leicht bergab und ich hörte auf einmal wie eine Frau am Straßenrand sagte : Lauf Sabine ! Och nee jetzt , sollte sie direkt hinter mir sein? Hatte sie so viel aufgeholt ?
der verdammte Weg zog sich wie Camambert, die Beine schwer wie Blei, die Luft wollte gar nicht mehr in die Lungen.
Da vorne, noch 100m, ich traute mich nicht zurück zu schauen, überholte noch einen Läufer-und war drin, im Ziel. Die letzte Pace 4:25 und ich fix und fertig. Fühlte mich wie ein Schluck Wasser in der Ecke.
Nochmal zur Frage : Warum ich das mache ? Versuche den Berg hoch zu rennen ?- Na weil es ihn gibt! Weil es viele Leute wie mich gibt, die sich am Berg messen wollen. Denen es nichts ausmacht wenn sie fast an der Ko..grenze laufen, die nicht nur eben laufen wollen und natürlich, weil ich mich auf den Rennsteig vorbereite. :-)
Nach einer Minute im Ziel machte sich aber mein Bergtraining doch bemerkbar- ich war erholt, die Beine ok- war da was ? Zwei Becher Tee und ab in den Bus und zurück zum Start, wo mein Auto parkte.
Vor dem Lauf hoffte ich mit ca. 1:20 ins Ziel zu kommen, also ein Schnitt von knapp über 6Min/km-aber ich wusste nicht was mich da heute erwartete.
Natürlich habe ich diese Woche wenig Schlaf gehabt, natürlich fuhr ich heute fast direkt nach der Arbeit zum Lauf-aber Fakt ist, dass ich noch einiges tun muss. Auf der anderen Seite -mit 1:16:23 (handgestoppt) und einem Schnitt von 5:47/km habe ich mein Ziel sogar noch übertroffen. So schlecht war es dann doch nicht, aber verdammt schwer. Und morgen bin ich mit Pia unterwegs, 20km stehen auf dem Plan und ein langer Berg am Schluss-muss wohl einfach so sein :-)
13,2 km, 600 Höhenmeter, 1:16:23, Pace 5:47/km

Der Start war rechts in Rockenhausen, links das Ziel auf dem Donnersberg, mit 687m der höchste Berg der Pfalz.

13 Kommentare:

Blumenmond hat gesagt…

Da kann man nur sagen: Respekt vorm Durchbeißen.

Anonym hat gesagt…

Bei dem Profil werd' ich ganz blass um die Nase! Respekt und herzlichen Glückwunsch zu einer tollen Leistung!

LG,
Anne

Jörg hat gesagt…

Toller Bericht - Bergläufe sind doch irgendwie was anderes.

Grüße
Jörg

Martin hat gesagt…

@Blumenmond:
Danke sehr! Und zu Hause habe ich dann auch "gebissen" und natürlich dafür gesorgt, dass ich die Kalorien wieder zurück bekomme :-)
@Weinbergschnecke:
Auch dir vielen Dank! Aber deswegen musst du nicht blass werden, wenn ich daran denke wie die vorne den berg hoch stürmten-einfach eine andere Liga!
@Jörg:
Stimmt. Eine ganz eigen Gruppe von Läufern. Du stehst am Start und denkst :Der/die will den berg hoch laufen ? Und dann ziehen sie dich sowas von ab! Aber auch die Stimmung ist toll, richtig "kuschelig" eben.;-)

Anonym hat gesagt…

Mensch, Martin, sei doch froh und glücklich über das Geschaffte und hadere nicht, ist doch alles gut gegangen, Bergläufe sind hart, aber ist es nicht das, was du wolltest ?

Freue dich , oh freue dich über diese Leistung !

Martin hat gesagt…

@Ultraistgut:
Stimmt ich wollte es, aber ich war doch überrascht wie sehr sich ein schnelleres Tempo am Berg auswirkt. Ist ja schon eine Zeitlang her, seitdem ich einen Berglauf mitgemacht habe. Aber mir geht es prima heute und komme gerade mit Pia von einem 22km Lauf zurück der immerhin auch 330 Höhenmeter hatte. In 14 Tagen ist Heidelberg- HM!

lizzy hat gesagt…

puh - Wahnsinn! Herzlichen Glückwunsch Herr Gipfelstürmer!

Pienznaeschen hat gesagt…

Wow und herzlichen Glückwunsch und einen Berg Respekt!

Warum Du es machts? Ganz einfach: weil Du es kannst!!

Angelika hat gesagt…

WOW - absoluten Respekt!!! So an die Kotzgrenze zu rennen und das eigentliche Zeitziel so weit unterbieten.... Wahnsinn! Meinen Glückwunsch für Deinen harten, aber gelungen Lauf!!!

Christine hat gesagt…

Sag ich doch, Bambi, Du bist ein echter Hirsch !

Laufhannes hat gesagt…

Danke für diesen Bericht vom Donnersberg - wäre gerne dort auch gelaufen. Wie ich lesen muss, ist das aber doch viel zu anstrengend ;D

GlückwunscH!

Martin hat gesagt…

@Lizzy:
Sagen wir es mal so :ich weiß jetzt wo der Hammer hängt-gaaaanz oben ;-)
@Pienznäschen:
Och eigentlich wüde ich es noch gerne besser können tun :-))
@Angelika:
Die Vorgabezeit habe ich mir nach den Ergebissen des letzten Jahres gestellt. Wusste ja nicht was genau kommt und wie ich drauf bin. Abewr ich kann sagen ich habe einfach alles gegeben und zu mehr hat es nicht gereicht-und kann damit gut leben.
@Christine:
Danke allerdings kam ich mir eher wie eine fettes Schwein vor. Nicht dass ich zu dick wäre (für normale Leute) aber dort am Berg merkst du jeses Kilo!
@Hannes:
Aber für dich wäre doch das d e r Lauf gewesen! Dou hast doch in letzter Zeit viel Kraftausdauer trainiert und die hättest du hier einsetzen können

steffen.kohler hat gesagt…

Grandiose Leistung Martin, Hut ab, Du Bergziegenbock!!,

Aber eines ist ja jetzt wohl klar, vor dem Rennsteiglauf brauchst keine Angst zu haben, wenn du das Ding so Klasse gemeistert hast, ganz ehrlich nicht!

Herzliche Grüße,
Steffen