Sonntag, 12. Dezember 2010

Trier, Tauwetter und die Tier-Nothilfe

Was für eine Woche. So war ich am Donnerstagmorgen auf tief verschneiten Wegen unterwegs.
Schon in der Nacht davor sah es auf den Straßen der Stadt so aus:
Und nun war der Himmel grau in grau und alles hatte trotz des viele Schnees etwas trostloses, verlorenes.
Teilweise war unter dem Schnee aber so viel Matsch, Eis und Wasser, dass es mir ratsam erschien lieber direkt über die Felder zu laufen, auch wenn das einige Rabenvögel doch sehr störte
Bestes Beintraining war angesagt! Jeder Schritt versank in irgendetwas matschigem, rutschigem oder wenn man Pech hatte in was nassem :-) Dazwischen einige Sprünge über offensichtliches Wasser dem man ja gut ausweichen kann
und dann wieder Schnee, Schnee und Schnee

inkl. einiger Sitzmöglichkeiten, die aber heute ungenutzt blieben
Ich lief lieber weiter
und genoss die Natur
Am Ende waren ca 9km auf der Uhr, im 5:30iger Tempo.
Und dann kam diese Woche der Regen! Und es regnete viel, sehr viel!
So gar keine Lust kam auf raus zu gehen- nur für Samstag auf den Trierer Weihnachtsmarkt! Und der war herrlich! Wir haben selten einen schöneren gesehen. Wunderbare Buden mit allerlei Handwerk und natürlich viel um Nahrungsdefizit und Flüssigkeitverlust vorzubeugen- vorzugsweise mit Glühwein und anderem ungesundem, verdammt guten Zeugs .
Allerdings stand vor der Kür die Pflicht an und die hieß- Shoppen extrem! Wenn Frau und Tochter einkaufen wollen, müssen Vater und Freund still leiden und mitziehen. Von 1:30 bis ca 20:30 waren wir in der Stadt unterwegs- auch irgendwie ein Ultra-Marathon. Nach einem kurzen Auftanken der Energie bei Alisha zu Hause, fuhren wir um 22:30 dann wieder zurück in unser Heim.
Und heute Morgen? Kamen wir nur schwer aus unseren Betten!
Draußen war es trüb, nass und drinnen warm und kuschelig. Aber es half nichts, Schweinehund bekam eins auf die Mütze und raus. Die ersten 6km lief ich alleine, schön flott, denn die meisten Wege waren absolut Schneefrei. Einen 5er Schnitt konnte ich gut halten und im Tal sah ich dann wie das Wasser diese Woche gewütet haben musste:
Als nun Pia dazu kam folgten wir der Landstraße die auch teilweise für den Verkehr gesperrt war. Gerade mal 5-6 Autos sahen wir in den nächsten 1,5 Stunden. Anfangs mit Gegenwind, wurden wir dann auf dem Rückweg ein bisschen geschoben. Ein Reh lag am Straßenrand, schwerst verletzt, so schwer, dass es bestimmt sofort tot war als es angefahren wurde. eine halbe Stunde vorher auf dem Hinweg lag es noch nicht da, aber aus Erfahrung weiß ich, dass man kaum eine Chance hat so einem Tier auszuweichen. Pia hatte anfangs ein bisschen Probleme, doch gegen Ende wurde sie heute immer besser und schneller. Warum? Keine Ahnung es lief einfach- bis wir den hier am Straßenrand sitzen sahen
Er sah eigentlich ganz munter aus-nur fliegen konnte er scheinbar nicht mehr. Ein Bussard? Ein Habicht? Oder Milan? Keine Ahnung, nur dass es eben ein Greifvogel war und so einer normalerweise nicht sitzen bleibt wenn man sich ihm nähert. Was tun? Weiterlaufen kam nicht in Frage, aber an wen wenden? 110 anrufen ist immer gut, dachte ich mir- die können mir bestimmt helfen. Gesagt-getan. Der nette Herr in der Notrufzentrale konnte mir auch eine Handynummer der Tiernothilfe nennen- doch die war so lang und wir beide schon so erfroren (geschwitzt und dann im kalten Wind ist nicht so toll)- wir konnten uns sie uns einfach nicht richtig merken. Andere Idee- mit dem Handy ins Internet und das örtliche Tierheim gesucht. Gut, gefunden. Aber es war leider nicht geöffnet, nur eine Bandansage mit Handynummer für Notfälle. Ihr ahnt es schon-keine Chance sie zu merken und natürlich nichts zu schreiben. Man(n) ist ja nicht mehr der Jüngste ;-)
Da kam ein älterer Herr vorbei, welch für ein Zufall, schließlich waren wir immer noch auf der Kreisstraße 6 und da laufen außer uns Verrückten eigentlich nie irgendwelche Leute rum. Er hatte zwar nichts zu schreiben-aber ebenfalls ein Handy. Und in das tippten wir dann die Nummer ein, während ich sie mit meinem Handy auf dem Ansageband des Tierheims abfragte. Man muss sich nur zu helfen wissen ;-)
Ich sprach auf die Mailbox der Nothilfe, wusste dass sie alsbald zurück rufen würden. Ich fror erbärmlich, Pia rannte zu ihrem Auto, dass nur ca. 400m weiter stand und brachte es hierher. Ich blieb beim Vogel, der sich immer tiefer ins Dickicht zurück zog.
Endlich der Anruf kam. Kurz beschrieben wo wir waren, was passiert war (was denn eigentlich) und den Vogel beschrieben. Ein Habicht, stellte der Mann gleich telefonisch fest und dass er sich gleich auf den Weg machen würde. Wir warteten und froren, jetzt aber wenigstens im Auto. Nach ca. 15 Minuten kam er an- der Wagen der Tiernothilfe. Kurze Begrüßung und nach dem Habicht geschaut. Ich hatte vorher schon feststellen können, dass seine Krallen nicht alle richtig standen, irgdenwie stand eine ab. Was genau los war, konnten wir auch nach dem Fangen nicht feststellen. Wir aber konnten ihn mal ganz aus der Nähe anschauen, natürlich vorsichtig, denn es ist wirklich beachtlich wie scharf die Krallen des Tieres waren. gebrochen scheint er sich nichts zu haben. Vielleicht ein Zusammenstoß mit einem Auto, oder sonst eine Verletzung die äußerlich nicht zu sehen war.
Jedenfalls wurde er gleich in eine Tierpraxis gebracht und untersucht. Danach Futter und Wärme, das müsste vorerst helfen. In ein paar Tagen werden wir mal dort anrufen und nach unserem Patient fragen. So gesehen war der Lauf heute Nebensache, die 14km für Pia nicht mehr so wichtig. Man sollte das Laufen wirklich nicht immer so wichtig nehmen, es gibt andere Dinge die manchmal wichtiger sind. Und ein gutes Gefühl geholfen zu haben, bekommt man gratis dazu.

11 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das waren ja erlebnisreiche Tage! Toll, wie engagiert ihr euch um den Flattermaxe gekümmert habt. Ich hoffe, er dankt es mit reichlichem Mäusefang im nächsten Sommer!

In der Stadt müssen wir uns am Samstag irgendwie verpasst haben - komisch, war doch gar nichts los, da hätte man sich eigentlich schon von Ferne sehen müssen :-) Aber Hauptsache, ihr habt das gastronomische und sonstige Angebot genossen und einfach einen schönen Tag gehabt!

Anonym hat gesagt…

Schöne Sache, besonders für den Habicht - denn dem habt Ihr echt geholfen! Da lohnt sich so ein Trainingslauf doch wirklich... und genug Energie vom Shoppingsamstag hattest Du doch auch, oder? ;-)

Pienznaeschen hat gesagt…

Die ersten s/w Bilder sind wirklich nicht einladend, der Weihnachtsmarkt dagegen sehr einladend leuchten schön - Trier soll weihnachtsmarkttechnisch einfach toll sein.

Laufen ist viel, aber nicht alles und einen Lauf zu beenden um einem Tier zu helfen ist es in meinen Augen immer wert - danke Euch dafür.

lizzy hat gesagt…

echt tapfer, wegen einem Habicht so lange in Nässe und Kälte rumzuwarten!

Bin gespannt, was ihr über ihn hören werdet.

RolandGLA hat gesagt…

Find ich total klasse, das ihr so lange in der Kälte ausgehalten habt um den Habicht zu helfen.
Bin gespannt was Du in den nächsten Tagen zu berichten hast.

Steffen hat gesagt…

Welch ein wunderschönes Tier, schön, dass ihr beiden rechtzeitig vor Ort wart und ihm helfen konntet, klasse!

Ihr habt eben ein riesen Herz, und klar, bei so etwas ist das Laufen wirklich das unwichtigste der Welt!

Gut gemacht ihr beiden!

Martin hat gesagt…

@Weinbergschnecke:
ja versteh ich auch nicht wieso wir uns nicht gesehen haben- bei den paar Leuten dort! :-)
Und Trier ist wirklich wunderschön!
@Nachderkurve:
Zum Glück laufe ich ja ab und zu länger, so dass die Kondition wirklich für so eine Shoppingtour reichte. Übrigens..rate mal wer überhaupt nichts bekommen hat am Samstag! Richtig!
@Pienznäschen:
Wirklich, der Trierer Weihnachstmarkt kann ich nur empefehlen! Und...wir hätten niemals da Tier so einfach sitzen lassen können, ich meine eines unterscheidet uns ja von anderen Lebewesen : Das Mitgefühl. Und das sollte man sich bewahren.
@Lizzy:
ja war schon kalt, aber heute Nacht wurde es dann richtig kalt. Minus 7° zeigte das Thermometer an, das hätte der Vogel niemal überlebt. Und ich werde natürlich über ihn weiter berichten.
@RolandGLA : Eigentlich ist es doch eine Selbstverständlichkeit. Wie schon oben gesagt -Wir sind Menschen und können Mitgefühl spüren, das haben wir den Tieren vorraus. Und das sollten wir uns bewahren.
@Steffen:
Sehe ich genauso. Die "fehlenden" Kilometer kann man jederzeit nachholen, für das Tier war es vielleicht die letzte Möglichkeit.

Unknown hat gesagt…

Echt tapfer mit Frauen 8 Stunden einkaufen zu gehen.

Laufhannes hat gesagt…

Ich finde, auch das trübe Wetter sieht noch immer besser aus als der kitschige Weihnachtsmarkt!

Martin hat gesagt…

@Hans: da hast du aber sowas von recht!
@Laufhannes:
Ok in deinem Alter hätte ich das evtl. auch so gesehen, obwohl nein eher nicht. Mir gefiel das schon immer ;-)

Monika hat gesagt…

Sehr erlebnisreich, Eure Tage!
"Flattermaxe", schöner Begriff für solch edlen Greifer! *grins*
Habt Ihr brav gemacht, die Tier- Nothilfe. Ich könnt' bei solch Unglück auch nicht wegschauen. Bin gespannt, wie es dem Flattermax ergeht.

LG Moni