Sonntag, 17. Januar 2010

Laufen mit MMV

Was ist das ? Welcher Idiot lässt mitten in der Nacht das Radio laufen ? Kurze Desorientierung, wo bin ich gerade ? Ach ja ich schlafe, besser gesagt ich schlief, bis der blöde Radiowecker die Posaunen von Jeriche ertönen lies. Ein Handgriff und Ruhe ward auf der Welt. Neben mir schlief Pia tief und fest wie regelmäßige Atemzüge mir verrieten. Jetzt noch ein kleines bisschen weiterschlafen, noch einmal rumdrehen, sich erneut eindrehen in die Decke. Die Oberschenkel sind sowieso noch nicht erholt merke ich deutlich. Fühlen sich angespannt an. Ist ja gerade mal 16 Stunden her. Von draußen höre ich den Wind heulen- gar nicht gut. Noch weniger gefällt mir das regelmäßige Geräusch, dass ich von der Galerie her höre. Es prasselt der Regen auf das Dachfenster. Wer will denn bei dem Wetter laufen? Ich jedenfalls nicht, aber es muss sein. Leise schleiche ich mich aus dem Bett, schließ´ die Tür hinter mir. Auch Alishas Tür ist noch zu, kein Wunder schläft sie doch auch soooo gerne. Was ziehe ich an ? Ok lange Hosen sind schon mal gut, schließlich sind es gerade mal 3-4 °C draußen. Gepaart mit Wind und Regen fühlt sich das noch kühler an. Für oben wählte ich Shirt, Pullover und eine dünne Jacke. Die ist zwar nicht mehr wasserdicht (war sie das eigentlich jemals ? ) aber ich habe drunten noch eine Dose Impragnierspray gesehen, das müsste helfen.
Das Frühstück bestand außer Kaffe nur mit einem Stück Marmeladebrot. Muss eben reichen. Die Wahl der Schuhe fiel auf meine Adistar, nun wirklich kein Schneeschuh, aber die milden Temperaturen und der seit gestern fallende Regen müssten eigentlich den Radweg freigespült haben. Ein Fehleinschätzung wie sich bald herausstellte. Die Jacke noch mit dem Spray eingesprüht und ab ging die Fahrt nach Hinterweidenthal. Leider war ich etwas spät dran, wollte ich mich doch um10:45 Uhr mit Hans an einem 10km entfernten Ort treffen- dies war aber in knappen 35 Minuten heute nicht drin, also fuhr ich noch einen Kilometer weiter und hielt an. Ein Blick aus dem Fenster enthüllte die Wegstrecke :


Der erste Fuß raus _verdammt ist das glatt, wie Schmierseife! Den zweiten Fuß raus- versenkt! Eine eiskalte Brühe lief mir in den Schuh. Na toll, keinen Meter gelaufen und schon steht das Wasser im Schuh. Langsam täppelte ich mich voran, immer mit einem plötzlichen Verlust der Haftung rechnend. Nach ca. 300 m- was ist das, hier ist geräumt! Toll und es blieb so bestimmt 1 km, dann war´s das auch wieder und ein Gemisch aus Glatteis mit einer ca-3-5 cm dicken Matschschicht darüber machte sich breit. Anfangs probierte ich ich, dass wenigstens der linke Schuh trocken blieb. Nach einem weiteren Fehltritt in tiefen Matsch statt Eis, war das aber auch überholt. Nun waren beide nass und blieben dass auch. Lediglich die Temperatur der Brühe im Schuh änderte sich von Zeit zu Zeit. War sie zuerst eiskalt, erwärmte sie sich langsam, bis ein erneuter Treffer die ganze Sache zu nicht machte und es wieder so richtig kalt-nass im Schuh war.
Nach 8,5 km traf ich Hans. Bisher konnte ich trotz allem noch einem Schnitt von 5:20 -5:35 laufen, doch nun wurde es noch schwieriger. Der Matsch wurde tiefer, wechselte sich aber immer ab mit Eisflächen die optisch nicht zu unterscheiden waren vom Matsch.
Habe ich schon erwähnt das es regnete ? Na ja egal, mach ich es eben jetzt :Es regnete ! Kein Nieselregen- nein ein schöner Dauerregen versüßte den Lauf ungemein. Nach ein paar weiteren Kilometern waren wir beide komplett durchgeweicht. So viel zum Thema Imprägnieren! Die Schritte waren schwer, oft nur ein Getäppel (vor allem bergauf wenn es so richtig glatt war) statt raumgreifender Schritte.
Hans erinnerte sich an den Stapellauf der AIDA gestern als sie das Waser verdrängte. Wir verdrängten mit jedem Schritt den Matsch. Also maßen wir under Gewicht in Maximaler Matsch - Verdrängung satt wie bei den Schiffen in Wasserverdrängung. Daher also das MMV in der Überschrift.

Hans konnte nicht immer folgen hatte Probleme mit dem Halt, während es bei mir eigentlich noch ganz gut ging. Aber natürlich kein Vergleich mit Schnee und eisfreien Wegen. Dies hatten wir auch ab und zu, wenn wir durch ein Dorf kamen. Leider war das aber viel zu kurz und schon wartete die Pampe wieder. Ich fühlte wie irgendetwas in meinem rechten Schuh scheuerte, das Wasser tat wohl sein Werk und weichte die Haut auf. So gesehen konnte es nicht mehr viel schlimmer kommen.
Es blieb auch dabei. Die Schuhe waren (wie der Rest auch) durchgeweicht, Motivation gegen Null, trüber Regenhimmel- und fast keiner unterwegs. Nur ein paar Hundebesitzer waren draußen, krampfhaft an ihren Schirm gekettet und sahen mitleidig oder verwundert zu uns rüber. Hätte ich an ihrer Stelle auch getan. Nachdem Hans genau 10km auf der Uhr hatte drehten wir um. Ich lief ein bisschen vorneweg, kam aber immer wieder zurückgelaufen um dann wieder vor zu gehen. Kurz bevor wir das Auto von Hans erreichten lief aufgelöster roter Sand über die Straße und somit waren die Schuhe nun auch rot. Na toll!
Statt der geplanten 35 km kamen nur 30,02 zusammen. Obwohl ich nun nicht so platt war, hatte ich einfach keine Lust mehr. Zu durchnässt war ich, zu schlecht war nun die Wegstrecke. Es reichte einfach. Man kann also 30km mit durchnässten Schuhen laufen- man muss es aber nicht ;-)
Zu Hause angekommen, zog ich gleich mal die nassen Klamotten aus und als ich die Strümpe auszog wußte ich auch warum der Schuh außen rot war.Von wegen roter Sand - das war roter Saft. Blut hatte sich darin gesammelt und lief nach außen. Die Scheuerstelle war wohl zu tief geworden und versaute mir so die Schuhe. Also ab in die Waschmaschine mit ihnen, nässer konnten sie sowieso nicht mehr werden.
Jetzt nach einem guten Essen, einer herrlich warmen Dusche ärgere ich mich schon ein bisschen nicht weiter gelaufen zu sein. Aber noch mehr ärgere ich mich, dass es nun aufgehört hat zu regnen, der Wind ist weg und die Sonne kommt ab und zu durch!!! Wieder einaml machte sich Petrus einen Spaß daraus uns zu ärgern und hatte Erfolg. Auf der anderen Seite : Wir haben nicht gekniffen, waren meitens die einzigen die draußen waren und sind wahrlich keine Schönwetterläufer.
Die zwei Läufe gestern mit 20 und heute mit 30km konnte ich eigentlich gut verdauen. Ich denke da wären auch mehr drin. Aber man soll es ja nicht gleich übertreiben und zeitaufwendig ist die Sache natürlich auch.
30,2 km in 2:49 waren es heute. Insgesamt lief ich dies Woche 73km mit ca. 850 Höhenmetern. Gerade die Höhenmeter werden aber wieder mehr werden- nach dem Ultra. Denn dann folgen wieder Bergläufe!

11 Kommentare:

Hannes hat gesagt…

Hoch, ja, das klingt angenehm. Du machst Sachen, also ne. Da mache ich lieber ein kurzes Intervalltraining auf 500 Metern freiem Weg ;-)

Unknown hat gesagt…

Martin läuft über das Glatteis, wie Jesus übers Wasser.

ultraistgut hat gesagt…

Na, Martin, da hattest du ja heute das volle Programm mit allem, was das Läufer-Herz wirklich begehrt, mein lieber Herr Gesang-Verein, ihr habt vielleicht ein komisches Wetter dort unne in de Palz, bei uns schneit es gerade neu.

So ist das Leben eines Läufers - immer mit viel Abwechslung bereichert, damit es uns nicht langweilig wird !

Blumenmond hat gesagt…

Nur die Harten kommen in den Garten... so isses. Dein Platz ist sicher.

Martin hat gesagt…

@Hannes: Och 500m freien Weg hatten wir heute auch :-)
@Hannes: Ja und ich kann Wein aus Wasser machen !
@Ultraistgut:
Abwechslung ist wirklich das, was mir am meisten Spaß macht. deshalb freue ich mich auch wieder aufs Bergtraining. Und unser Wetter hier..reden wir nicht mehr darüber
@Blumenmond:
Ja vielleicht..aber wo werde ich da sein ? Ich will einen schönen, sonnigen Platz!

RolandGLA hat gesagt…

Martin, alle Achtung - so ein flotter Lauf auf so einen Untergrund! Respekt !

Anonym hat gesagt…

Meine Güte, was für Bedingungen! Respekt, dass ihr da 30 km durchgezogen habt - und das auch noch mit kaputtem und nassem Fuß! Die zählen m.E. genau so viel wie 35 km auf festem Terrain!

Evchen hat gesagt…

Jaja, unser Boden war genaaaau so. Bäh!
Ihr seid Helden, daß ihr bei dem Wetter noch 30km abgespult habt, ehrlich! Respekt, auch an Hans natürlich. Ich hoffe, die Scheuerstele ziepst nicht allzusehr. :-)

michi hat gesagt…

Bewundernswert wenn man auf so einem Untergrund laufen kann. Ich kanns nicht, das Ganze hat eher was von Rumeierschleichen. Den Matsch hätte ich liebend gerne gegen das Eis getauscht bei meinem Langen.
Leider war es wie bei Euch, der Regen konnte die dicken Eisschollen gar nicht so schnell wegspülen.
Wie man auf so rutschigem Grund dann noch bergauf laufen kann, nee .. darüber denke ich lieber nicht nach, das ist deprimierend *lach*

Beim ersten Satz mit dem Wecker dachte ich, häh, was geht denn in dem Haus für ein Geist um. Ich dachte, es wäre wie mit der Lampe gewesen, die plötzlich mitten in der Nacht an war ;-))) Aber dann, dämmerte es.

Martin hat gesagt…

@RolandGLA:
Aber ich bin nun doch froh, wenn der ganze Schmodder weg ist. Hoffentlich ist in Rodgau einigermaßen zu laufen.
@Weinbergschnecke:
Nur wenn dort in Rodgau genau solche Bedingungen wären, würde es eben genau so hart sein. Aber ich denke nicht, das es so sein wird (StoßgebetgegenHimmelschickend)
Die nassen Füße übrigens, machen sich gar nicht so bemerkbar- sobald die Brühe im Schuh wieder wärmer ist.
@Evcchen :
Nee die merkt man fast gar nicht, es ist nur blöd, dass der Schuh so versaut wurde.
@Michi:
Nee ausnahmsweiße war unser Poltergeist nicht am Werk ;-)
Es waren keien richtigen Berge, nur 2-3 Anstiege und bei denen muste man wirklich jeden Schritt planen, wo denn noch ein bisschen Grip sein könnte. Und natürlich viel langsamer als normal.

Gerd hat gesagt…

Also für Rodgau bist Du gut gerüstet. Ich war nach meinen 30km bei dem Wetter fertig! ;-)