Sonntag, 11. Oktober 2009

Die Einsamkeit des Langstreckenläufers

Am Donnerstag 10km mit der "LG Pfälzer Waldläufer", Freitag dann nach einer halbjährigen Sommerpause ins Studio und dort u.a. fleißig gerudert und an der Beinpresse, gestern im strömenden Regen 5km gelaufen und davon 2km nur bergauf- und heute sollte ein langer Lauf sein?
Na ja, ich laufe ja auf der einfacheren Strecke und auf Asphalt, ihr habt mir ja mehrheitlich dazu geraten. Trocken, diesig (für Nicht- Pfälzer : Ein Mischung aus trüb, neblig und dazu graue Grundstimmung), und mit 11° endlich mal angenehm kühl. Los ging es von meiner Haustür. Ich war heute relativ spät dran, denn Hans vertreibt sich ja seine Zeit in Magdeburg (bestimmt unheimlich viel Stress! :-) ) und Pia sollte mich nur zwischendrin ein Stück begleiten. Nachdem ich am Freitag mit Kathrin telefoniert habe und wir in etwa die gleich Zeit in Frankfurt erreichen wollen ( sie 3:26 ich sub 3:30) werden wir zusammen unser Glück probieren und uns gegenseitig antreiben, mitschleifen, anschreien. Wobei ich jetzt schon das Gefühl habe sie wird mehr antreiben müssen als ich.
Sie hatte gestern mit einem 32km Lauf im 5:30er Schnitt vorgelegt, also blieb für mich keine Ausrede mehr übrig- ich musste einen guten langen laufen.
Der Beginn war einfach, denn die ersten 5,5 km ging es entweder nur eben oder dann bergab. Zwar recht steil, aber das macht mir normalerweise nichts aus. Sah dann so aus :
Tempo gemütlich mit 5:12/km. Ging ja bergab. Unten im Tal bei Thaleischweiler traf dann Pia dazu. Sie wollte mich nur 5km begleiten und dann wieder die Strecke zurücklaufen. Trotzdem war ich froh wenigstens auf diesen 5km Begleitung zu haben. Nur waren diese viel zu schnell vorbei. Also wieder ganz alleine unterwegs. Ohhhhh armer schwarzer Kater!
Nun so schlimm war es nun doch nicht, aber es war wirklich kaum jemand unterwegs. Ich glaube ich habe auf der gesamten Strecke max. 5 Leute getroffen und dabei ging es oft genug durch Dörfer. Und diese 5 hatten sich bestimmt verlaufen.
Die nächsten Kilometer kannte ich aus vorangegangenen Läufen. Schön eben ging es größtenteils am Bach entlang. Mein Tempo lief ich einfach nach Gefühl. Eigentlich war es wie Bus fahren- die Beine laufen und die Gedanken gehen auf Reisen. So vergingen die ersten 10km. Kurzer Besuch von ein paar Gänsen und Enten
aber ich glaube die waren mehr an Brotkrümeln interessiert als an mir. Pfft ! St. Martin und Weihnachten komme noch!
Ab und zu war eine Brücke zu überqueren
aber ansonsten ging es geradeaus. Immer weiter. Ein gutes Kopftraining eben.
Wobei es einige schöne Abschnitte gab :
Nachdem ich Contwig erreicht hatte stellte sich mir die Frage : Auf dem gleichen Weg zurück oder einen anderen wählen? Ich wählte den anderen, nämlich über Walshausen. Dieser Ort liegt auch im Tal, allerdings nicht im selben, sondern in einem benachbarten. Wie also dort hin kommen ?Naja die Leute aus Contwig werden wohl einen Tunnel oder ähnliches gegraben haben, denn schließlich lief ich auf dem Radweg. Und diese sind ja in der Regel nicht so steil.
Also schön weiter und einmal links ab, danach rechts -für mich neues Terrain.
Dann sah ich den Weg. Irgendwie scheinen die Leute hier, wenn sie einen Radweg ausschildern nur an Radfahrer wie Udo Bölts denken, denn was nun so vor mir lag, war kein Weg- das war die Hölle ! Nicht genug, dass ich nun schon etwa 22km in den Beinen hatte, es ging nun steil bergauf. Heulen hilft ja bekanntlich auch nicht, ich musste rüber. Einen Schritt vor den anderen, nur nicht zu weit nach vorne schauen- gaaanz böse !
Müsste ja eigentlich bald aufhören, vielleicht bis zur Biegung? Nein ? Nicht? Ok, dann aber nach der Anhöhe! Wieder nichts. Ich verfluchte meine Entscheidung, die Straßenbauer die Schilder-Aufsteller, die Autofahrer die an mir vorbei fuhren (nichts mehr mit reinem Radweg!), eigentlich jeden und alles!
Und endlich wurde es flacher. Nein nicht eben- das wäre zu viel des Glücks- aber viel besser laufbar. Der Schnitt lag während des steilen Anstiegs nur noch bei 7min/km, mehr ging nicht, nun wurde es wieder etwas schneller. Allerdings ging es noch immer bergauf.
Dazu ein gemeiner Gegenwind der nun auf der Anhöhe freie Bahn hatte und natürlich von vorne blies. Vorher hatte ich ihn kaum bemerkt, nur jetzt als die Beine müder wurden, wurde es mächtig ärgerlich.
Endlich, irgendwann war ich oben und vor mir eine nicht enden wollende Straße:
Da hilft nur eins :Kopf ausschalten. Das ist sie -die oft beschriebene Einsamkeit der langen Läufe. Kaum ein Auto, nur der Wind und ich. Tapp, tapp - immer weiter nur nicht auf den Forerunner schauen- weiterlaufen. Kilometerlang.
Endlich- eine Abzweigung die ich kannte. Die Straße führte nun ein kurzes Stück bergab, ich wusste aber gleich ging es wieder bergauf denn das Stück das nun kam, kannte ich gut. Aber eine Verlockung wartete auf mich: Ich wusste, bald kommt ein langes,langes Stück bergab und ich wäre in Walshausen. Also noch einmal Zähne zusammen beißen und oben war ich. Sah hinab ins Tal von dem ich eben gekommen war und blickte in das in das ich nun laufen würde . Ach wie schön, wenn man oben runter schauen kann und nicht umgekehrt.
Trotzdem war auch dieses Stück nicht leicht, denn müde Beine und bergab passen nicht gut zusammen. Und müde waren sie, die Stelzen. Vielleicht war es doch ein bisschen viel die letzten Tage. Aber brennende Oberschenkel sind ein gutes Zeichen für gutes Training. (wer so was von sich gibt, müsste gerade noch mal da rauf laufen! )
Also bergab ging´s- mehr recht wie schlecht aber deutlich schneller als bergauf. Nun hatte ich schon ca.28km hinter mir und noch ca. 6,5 vor mir. Sollte ich mich nicht jetzt schon abholen lassen wäre doch viel einfacher- mein innerer Schweini war so richtig wach und fies! Nichts da, der Sport heißt laufen- nicht jammern.
Die letzten 6km sollten, laut Plan, schneller gelaufen werden, so mit 5:15/km. Allerdings berücksichtigte der Plan nicht diesen Anstieg in der Strecke,
meien Beine aber doch. Sieht doch wirklich fies aus, oder ? Übrigens die ersten 6km sind hier nicht aufgezeichnet da ich sie vor dem Treffen mit Pia extra abgespeichert hatte.
Da war keine Endbeschleunigung mehr drin- nur noch eine Pace von etwa 5:30 -5:45 konnte ich halten. Die Oberschenkel brannten wieder, der Kopf wollte nicht mehr Gas geben.
So war ich froh, als mich nach 34,8 km Pia an unseren Treffpunkt abholte. Dieser war kurz vor dem Anstieg zu meinem Wohnort- und da wollte ich heute nicht schon wieder 2km bergauf laufen- Nee, bestimmt nicht!
Insgesamt lief ich die 34,8 km in einem 5:35er Schnitt, was angesichts des "Buckels" in der Strecke auch ok war. Die 350 Höhenmeter sind bestimmt mehr als ich in Frankfurt laufen muss und ich bin da ganz froh darum. ;-)

Die ganze heutige Tour : Start oben rechts. Das Stück das am Schluss fehlt ist eben der Anstieg hoch zu meinem Wohnort. Aber den bin ich ja gestern schon gelaufen.

8 Kommentare:

Hannes hat gesagt…

Auch wenn die Endbeschleunigung fehlt - das Tempo war für die Strecke doch wirklich super, dazu das Krafttraining am Berg und vor allem das Mentaltraining auf der einsamen Strecke - was brauch man noch mehr für eine gute Marathonvorbereitung?

LocalZero hat gesagt…

Ist ja interessant, genau so etwas bin ich heute auch gelaufen (nur 300 Kilometer weiter östlich)... 34,8 Kilometer, 345 Hm, 5:30er-Schnitt, endlos lange Straßen, Einsamkeit pur ;-)

Ich definiere jetzt einfach mal, dass wir für Frankfurt topfit sind. Was auch sonst, oder? :-)

Schöne Taperingphase &
Viele Grüße

Lars

Martin hat gesagt…

@Hannes:
Noch etwas mehr Zeit. ein paar mehr längere Läufe... ;-)
@LocalZero:
War scheinbar heute einfach der Tag dazu! Aber so topffit fühle ich mich noch nicht, hoffe das kommt noch. Diese Woche werde ich noch ein oder zwei mal mein geplantes M-Lauftempo gehen, dann were ich weiter sehen.

Pienznaeschen hat gesagt…

Nichts da, der Sport heißt laufen- nicht jammern. daran werde ich mich das nächste Mal versuchen zu erinnern ;) danke!

Unknown hat gesagt…

So ist es richtig.
Spitzenzeiten gibt es nicht zum Nulltarif.

Evchen hat gesagt…

Super, Martin! *freuhibbel*
35 km.... weiowei, da dreht sich mir der Kopf.

Du bist einen ganz großen Teil Strecken gelaufen, die ich in- und auswendig kenne. *hehe* Ich hab mal in Walshausen und in Contwig gewohnt. ;-)
Und in Dellfeld war mein Zahnarzt. Waha! So, jetzt weißtes. *blödel*

Kathrin hat gesagt…

So, nun hat sie`s doch endlich mal geschafft, hier reinzuschauen... ;o) Martin, genau das sind die Läufe, die es braucht, um einen ordentlichen Marathon zu laufen. Und es sei Dir gesagt: soooo sicher, daß ich das in FFM schaffe, bin ich mir wahrlich nicht. Wir werden sehen. Aber Du hast diese elend langen Läufe gut beschrieben. Das ist der Grund, warum ich Triathletin geworden bin. Man hat auch eine Einsamkeit, mehr vielleicht, als als Läufer, weil man alleine schwimmt, alleine Rad fährt und alleine läuft. Das ist es nicht, was mich stört, ich bin gern mit mir allein - aber eben dieses lange Rumgelaufe... :o) Freu mich, wenn ich wieder mit meinem Triathlon-Training beginnen darf.

michi hat gesagt…

Sorry, bin was spät dran, aber jetzt hole ich langsam alles auf ;-)

Du bist tatsächlich auf Asphalt gelaufen, das hätte ich nicht gedacht. Sind mal völlig ungewohnte Bilder in Deinem Blog und wenn man die Straße sieht, weiß man auch, weshalb Du es im Wald schöner findest, ich z.B. kenne es ja nicht anders als Asphalt zu laufen. Ich hatte mir ja ein paar Strecken vermessen, bin letztlich aber absichtlich immer die gleiche für die langen Läufe gependelt, weil ich dachte, dass mir das mental vielleicht mal helfen könnte.
Dein Buckel ist heftig, wenn Du im 7er Schnitt da hoch läufst, dann muss er heftig sein und genau so sieht er auch aus auf dem Höhenprofil.
Schönes Tapern wünsche ich Dir (boah, ich beneide Dich nicht *lach*)