Dienstag, 11. August 2009

Kanalschwimmer und wieder schnell unterwegs

Gestern sah ich wahre Helden, Personen gegen die wir, ich sag es mal salopp, "arme" Marathonläufer sind. Ich meine die "Verrückten" die den Ärmelkanal schwimmend durchqueren können. Das sind mindestens 32km aber in der Realität viel mehr wegen dem starken Tidenhub. Dazu noch richtig kaltes Wasser, Wellen und viel Schiffe -was will man mehr. Durch Zufall stieß ich gestern Abend (naja eher Nacht) auf einen Bericht über zwei von Ihnen. Der Beitrag ( auf ZDF) war so spannend und faszinierend, dass ich ihn bis um 2 Uhr heute Nacht sehen musste. Der eine, ein Mann ca. 50 Jahre aus Kanada, musste nur 1,5 Meilen vor der Küste aufgeben (nach 20 Stunden glaube ich) da er im Wasser Gefahr lief einzuschlafen vor Erschöpfung, der andere verpasste den WR um 3 Minuten (7 Stunden).
Die beste Szene fand ich, als derjenige der aufgeben musste ein Jahr später an der Küste auf einer Bank saß und vom Rekordhalter ( 34 mal durchgeschwommen) gefragt wurde ob er es schon mal an eine Durchquerung gedacht hätte. Darauf sagte der Kanadier nur :
"Ich hatte letztes Jahr einen ehrbaren Versuch"
Nun aber wieder auf Land, unserem Terrain!
Mit der Spätschicht ist es einfach so ein Ding. Man hat zwar morgens zeit, aber dann doch wieder nicht. zu lange geschlafen, zu lange gefrühstück, zu viel zu erledigen. Trotzdem wollte ich auf dei Bahn um 4000m so schnell wie möglich zu laufen. Warum? Nun ich bräuchte es für den Vic-Plan nachdem ich mal versuchen will zu trainieren. Leider war das Stadion abgesperrt und ich eine halbe Studne umsonst durch die Gegend gefahren. Aus Frust ging es dann einfach bei mir ins Tal. Könnt´ja mal 1000m Intervalle probieren, dachte ich bei mir. Wohlwissend dass der Untergrund ein wenig aufgeweicht war und die Strecke nicht ganz eben. Trotzdem! Also Musik an (Played a live) und los!
Den ersten Intervall wollte ich noch nicht voll laufen. Erstens waren da zwei Steigungen drin, zweitens wollte ich wenigstens den Anschein waren mich einzulaufen. Trotzdem war ich mit 4:30 für den ersten Kilometer zufrieden. Puls -Schnitt 152 max 163. Sollte aber noch schneller gehen. 4:15? Probieren! Ich wartete bis der Puls auf 115 viel und rannte los. Nun war die Strecke flacher und es viel mir leichter. Allerdings nur die ersten 500m :-) Ich hatte vergessen wie lange so ein Kilometer ist, wenn man ständig auf die Uhr schaut. Dann "Piep" und die Uhr sagte : 3:56/km ! Das war besser als erhofft. Der Puls lag nun im Schnitt bei 160 und als Spitze 171. Wieder warten bis der Puls runter war (ging relativ flott, geschätzte 1 Minute) und ab zum dritten Kilometer.
Der war dann nicht mehr so lustig und ich musste immer darauf achten nicht zu verlangsamen. Scheinehund saß mir im Nacken und riss am Zügel, doch ich konnte ihn abwerfen. 4:03 für den dritten Kilometer. Auch gut, immer noch schneller als im letzten Jahr. Der Puls hatte sich nun auf einen Schnitt von 160 eingependelt sowie auch der höchste Wert mit 174. Bei meinem ersten Hm lief ich mit Puls 192 ins Ziel, da ist also noch Luft.
Nun kam der vierte Intervall und es war nur noch Kampf. Jeder Schritt musste erzwungen werden. Jedes Steinchen, jede Pfütze bremste den Vortrieb. 500m -auf die Uhr schauen- versuchen hochzurechnen- gelingt natürlich nicht- zu wenig Sauerstoff im Hirn, die Beine brauchen alles. Hecheln wie Lassie, keuchen wie ein Eber- zum Glück hörte ich mich nicht, hatte ja Musik im Ohr ! D-e-r -K-i-l-o-m-e-t-e-r i-s-t -a-b-e-r- s-o-w-a-s v-o-n l-a-n-g !!
Endlich, es ist vorbei. Zeit : 4:01. Puls im Schnitt 164, max. 176, also wieder ein bisschen mehr. Nur noch einmal, nur noch einen Kilometer, dann auslaufen, achwas ausgehen! Blick auf die Pulsanzeige 115, 114.. auf was warte ich eigentlich? Gib Gummi !
Schon auf den ersten Metern waren nun die Beine müde. Die Meter auf der Uhr kriechen. -300m- 400-500, wie lange dauert das denn! Mittlerweile hörte ich Emimem mit "Lose yourself" (ein klasse Song zum Laufen) und so kam ich mir auch vor. Verloren. Aber es musste weiter gehen, nicht langsamer werden, nieeeeecht ! Ich schnappe Luft, ziehe alles rein an Sauerstoff was nur im Wald ist, verscheuche Tiere und starre nach vorne. Laufen macht Spaß ? Muss einer gesagt haben der noch keine Intervall gemacht hat! Endlich -es piepst! Kein Blick zur Uhr, zu wenig Puste, dann aber doch : 3:55! Geschafft ! Mein bisher schnellsten Kilometerintervalle liegen hinter mir.
Ich bin zwar auch schon 3:35 gelaufen, aber das war auf der Bahn und da waren es nur 1000m, noch dazu im Wettkampf. Heute hatte ich außer mir keinen Gegner, aber der war schwer :-)
Jetzt nur noch gehen, leicht antraben, ganz leicht, wieder runter kommen, Auto aufschließen, in den Spiegel schauen und ...Ahh! Was für ein Gespenst! Dieser müde alte Knacker soll ich sein ? So fertig ? Rentenberechtigt?
Ich glaube so geschwitzt habe ich schon lange nicht mehr, aber es hat sich gelohnt. Ich hätte vorher nicht gedacht diese Intervalle so schnell laufen zu können. Auch der Puls lag mit max 176 Schlägen noch im Rahmen, lief ich doch letztes Jahr den Marathon in Mainz fast die gesamte zweite Hälfte mit einem Puls über 160. Trotzdem fühlte ich mich heute so als ob da nicht mehr viel drin wäre beim Puls. Aber ich werde es herausfinden. Nur nicht heute und nicht morgen.
Vielleicht warte ich bis Hans dabei ist, dann habe ich was zum Jagen!

8 Kommentare:

Jörg hat gesagt…

Wow, die Intervalle sind ja wirklich richtig schnell. Muß ich mal bei Gelegenheit auch probieren.

Grüße

Jörg

Martin hat gesagt…

Macht auch Spaß- wenn man sie hinter sich hat :-)
Ich meine seit ich dies ab und zu mache, laufe ich.. wie soll ich sagen..irgendwie einfacher. Das "normale" Tempo wird leichter.

Pienznaeschen hat gesagt…

Naja, Marathon laufen ist auch eine Klasse für sich und soll hier mal nicht geschmälert werden (wer kann das schon, o.k. in einem Laufblog ist die Anzahl der Menschen natürlich höher als auf der Einkaufsstraße ;))- auch wenn es "irre" ist durch den Kanal zu schwimmen.

Schnell und der letzte am schnellst, klase :)

RolandGLA hat gesagt…

Tolle Intervalle, nicht schlecht! Ich habe richtig mitgefühlt....denn ähnlich läuft es meistens bei mir auch ab :-)

Ich habe heute 2 x 3000 m auf dem Programm und ich schätze mal, die letzten Meter werden sich auch wieder tooooootaaaal ziehen :-)
Viele Grüsse
Roland

Hannes hat gesagt…

So wie die Kanalschwimmer ist auch dein Intervalltraining zu bewundern - super gemacht. Das finde ich aber auch deutlich angenehmer, als so lange durch den Kanal zu schwimmen. Da ist schließlich nichts, außer Wasser. Beim Laufen hat man immerhin etwas Abwechslung vor dem Auge und ein Ziel in Sicht.

Anett hat gesagt…

Mir geht es mit den Intervallen auch so. Der Puls ist bei weitem nicht ausgereizt, aber man kann sich trotzdem nicht vorstellen, auch nur einen Schritt schneller laufen zu können. Und trotzdem geht es im Wettkampf inmitten vieler anderer Läufer dann.
Klasse Zeiten hast du da hingelegt, vor allem weil du vom Puls her noch Platz hast.

Martin hat gesagt…

@Pienznäschen : Gut du hast recht, Marathon läuft auch nicht jeder, aber die Leute die sowas (Kanalschwimmen) leisten können sind für mich wirklich bewundernswert
@RolandGLA: Hallo Roland, schön dass du hierher gefunden hast! Wenn ich mir so deine Wochenkilometer anschaue wird mir ganz schwermütig ums Herz ! Eigentlich müsste ich ja auch mal so viel laufen, evtl. würde es dann auch mal mit der 3:29 was werden! Aber auch bei deinen Hm -zeiten kann ich überhaupt nicht mithalten. Es müßte doch wirklich bei dir für eine sub 3:15 reichen.
@Hannes : Ich glaube die können einfach abschalten. Kraulschwimmer sehen eh nichts und Brustschwimmer sehen nur Wellen :-)
@Anett : Wir sind Brüder im Geiste! ;-)

Evchen hat gesagt…

*flüster* Ich hab nächste Woche, wenn meine Fäden raus sind, Ähnliches (natürlich weit weniger schnell) vor. Jetzt hab ich Angst und bei Deiner Pace fühle ich mich pupseklein. *blödel* Nein, Spaß. Ehrlich! *lach*

Ich hab ein anderes Spätschichtphänomen: Wenn ich mich gehetzt fühle (also vor der Arbeit laufe), laufe ich auch am schnellsten. Auch mal schön, brauch ich aber nicht immer. :-D