Sonntag, 29. April 2012

Hast du das Schloss gesehen ? Nein, welches Schloss? Ich habe nur den Vordermann gesehen! Heidelberg Marathon 2012

 

Diese Frage stellte mir Pia im Zielbereich des Heidelberger Halbmarathon-und sie bekam genau dieses Antwort. Ich habe es wirklich nicht gesehen, wie schon letztes Jahr, obwohl es wunderschön anzusehen gewesen sein muss.
Stunden zuvor:
Wir waren wieder hier. Hier wo Pias Leiden letztes Jahr begann und sie wochenlang pausieren musste. Hier wo einer der-wie ich finde- schwersten HM statt findet. Hier wo die Zuschauer wirklich die besten sind, die jeden, wirklich jeden anfeuern, die an den Bergen dicht an dicht direkt auf der Strecke stehen-ein Gefühl wie bei der Tour de France. Phantastisch!
Um 5.45 standen wir auf, für manche (Hallo Anja!) eine gewohnte Laufzeit, für uns-naja reden wir nicht davon :-) Fuhren eine Stunde später Richtung Rhein und waren um 8.00 in Heidelberg wo wir direkt neben Start und Ziel in einem Parkhaus parken konnten. Wenn es einen Halbmarathon der kurzen Wege gibt, dann hier! Unterlagen abholen, umziehen,umschauen, warmlaufen-alles problemlos.
Letzte Kontrolle
Jetzt schon lies es sich erahnen- es würde zwar nicht so warm wie gestern werden , aber doch der Schweiß in Strömen fließen . Während ich in der gelben Gruppe um 9.20 startete,
 
 folgte mir Pia 10 Minuten später in der weißen Gruppe-oder wie der Streckensprecher sagte- den eleganten, den Gazellen :-)
Mein Ziel war einfach und klar :Schneller sein wie letztes Jahr, also schneller als die 1:48:49. Wie ich das schaffen sollte,war mir leider so gar nicht klar, denn so kürzere schnelle Einheiten waren eher selten in letzter Zeit gewesen. Allerdings war meine Blockade in den Lendenwirbeln vom Freitag wieder weg und freies Laufen möglich.
Die erste Gruppe, die "Grünen" waren weg und 5 Minuten später hieß es auch für uns: Gib Gummi und renn los! Die Strecke kannte ich noch in etwa und natürlich auch die beiden Anstiege,jedenfalls größtenteils, denn irgendwie habe ich die im Laufe des Jahres "verniedlicht" Jedoch-noch war es nicht soweit, denn es ging erst einmal durch Heidelberg hindurch und zwar eben und leicht zu laufen. Den virtuellen Partner des Forerunner hatte ich auf die Endzeit vom letzten Jahr eingestellt um einen Anhaltspunkt zu haben. Nun es lief gut. Jedenfalls die ersten 7km. Pace zwischen 4:28 und 4:45/km ohne mich zu verausgaben, aber auch ohne mich groß zu schonen. So richtig warm wurde es zum ersten Mal als wir die Brücke zum anderen Neckarufer überquerten und Rückenwind hatten. Dieser war genau 12,5km schnell. Woher ich das weiß? Die Luft stand um uns herum! Kein Wind kam mehr an uns heran, der Schweiß, der schon vorher floss, wurde vom Rinnsal zum Bach und der Neckar stieg bestimmt um ein bis zwei Zentimeter und wurde salzhaltig :-)
Wir liefen eine kleine Schleife und die einige der ersten Gruppe kamen uns schon entgegen gelaufen. Das Tempo war weiterhin gut und ich konnte ein kleines Polster herauslaufen. Als wir dann gegen Ende der Schleife nun selbst den hinter uns gestarteten Läufern entgegen kamen entdeckte ich Pia die mich ebenfalls sah und wie konnten uns Abbklatschen.
Nun begann es ernst zu werden:der erste Berg stand an. Unvermittelt war er vor uns gerade als wir um die Ecke bogen: Der Philosophenweg.
Gleich zu Beginn war er richtig steil, kein langsames Ansteigen, nein von Null auf steil. Gut das kannte ich und kann ich. Tempo runter,kleinere Schritte, auf die Atmung hören. Von 4:41/km viel ich auf 5:54/km, doch das war gut für mich. Immer weiter zog sich der Berg hoch, links und rechts wurden wir teils fanatisch angefeuert- wirklich einmalig, so was kenne ich nur von hier.
Diese Bild ist von "Runnersworld"

Noch eine Kehre, wieder weiter. Kilometer 8, 9 und 10 kamen und wir waren noch immer nicht oben. Jedoch- es wurde flacher und jetzt begann "meine" Zeit ! Ich überholte. Einer nach dem anderen konnte ich einholen, an ihm vorbei ziehen. Wir kamen in den Wald-Heimatgefühle :-)
Und schon konnte ich wieder unter 5:30 laufen, trotz dass es weiter bergauf ging. Doch leider habe ich mich dabei so konzentriert, dass ich den schönen Ausblick auf das Heidelberger Schloss "übersehen" habe. Aber so ist das bei mir im Wettkampf-ich bin alleine beim Rennen und bei mir, bekomme allenfalls noch die Zuschauer mit. Pia kann da mehr genießen. Km 10 wurde angezeigt und ich war genau 50 Minuten unterwegs. Ich war mit mir und der Welt zufrieden.
Km 10,5 und nun ging es bergab! Heißa juchu noch mal! Endlich! Trotz der Müdigkeit in den Beinen lief ich "aktiv"  also nicht nur rollen lassen sondern dabei auch Tempo machen. Kilometer 12 und ich war nun eine Stunde unterwegs-Pace also genau 5Min/km trotz de Berges. Ob ich das halten konnte? Zweifelhaft. Nochmal einen Kilometer bergauf und ab Kilometer 13 dann "flogen" wir Richtung Altstadt zurück. Tempo knapp über 4:10/km.
Nun waren zwei Kilometer flacheres Terrain zu bewältigen und sich danach auf den zweiten Anstieg vorzubereiten. Die zwei flacheren Kilometer verliefen noch ganz gut, doch bei km 16 wurde es dann übel, so richtig übel. Ich kann mich nicht mehr an alles erinnern, ich weiß nur noch dass es immer weiter hoch ging, es wollte nicht aufhören. Ich musste gehen, sah aber dass ich dadurch kaum langsamer als die Läufer neben mir war. Allerdings war es auch nicht viel leichter, weshalb ich sobald als möglich wieder lief. Puls war auf Anschlag, die Beine waren nun richtig müde, doch der Wille trieb mich weiter. Mittlerweile war ich total durchnässt, von innen und von außen durch ein paar Becher Wasser, doch ich kühlte nicht ab.
 


"Gleich habt ihr es! "sagte ein Streckenposten "es geht nur noch bergab!" Lügner! :-) zuerst ging es noachmal bergauf doch dann-hallelluja! bergab. Und wie! Steil, holprig, mit engen Kehren. Nun ja nicht stolpern. Zuckte da nicht die Wade,der Oberschenkel? Klappe! Weiter! Schneller! 4:39, danach 4:06/km. Die letzte Wende - ich war auf der letzten langen Gerade in der Altstadt. Direkt vor mir keiner, hinter mir wusste ich nicht genau-also halt dein verdammtes Tempo hoch Brauner! Wo ist diese verdammte Abzweigung die links auf die letzten 30 Meter zum Zielbogen führt? Ah da vorne! Hey, doch was war das-da ging doch einer vorbei- nee Freundchen mit mir nicht, ein Endspurt geht immer und bisher habe ich kaum einen verloren-auch wenn ich dann tot hinter der Ziellinie liege. Also runterschalten, volle Kanne, Atmung am besten einstellen und Augen zu und durch. Ich zog vorbei, holte noch einen Läufer war im Ziel und musste mich hinlegen. Das übliche also :-)
Meine Zeit : 1:46:24 ! Also 2 1/2 Minuten schneller als letztes Jahr.  Die letzten 700m  noch einmal knapp über 4min/km. Mission erfüllt, Patient tot. Doch zufrieden tot :-)
Nach etwa einer Minute Pause, stand ich wieder auf, nach weiteren 2 Minuten ging es mir wieder gut und kurz darauf : War was ?
Nun musste ich noch aufpassen dass ich Pia erwischte wenn sie ins Ziel kam. Die Rechnerei begann. Sie startete 10 Minuten später würde soundsolang brauchen-ach was ich warte einfach.
Diel etzten Meter-verbissener Kampf. Leider war Pia zu schnell für mein Handy und ausnahmsweise unscharf :-(. Desshalb kein Photo von ihr im Zielkanal :-(
Und ich sah sie ins Ziel laufen! Sie verbesserte sich um sogar 4 1/2 Minuten und konnte mit 2 :17:13 finishen-und sie hat das Schloss gesehen :-)
Kurz danach im Ziel
 Im Ziel für mich das einzige Manko der Veranstaltung. es gab nur so ein Isozeugs (schmeckte nach nichts) sowie Wasser und Bananen. ich konnte noch zwei Riegel ergattern, als Pia kam war davon nichts mehr da. Medaillen gibt es auch keine. Schade, gerade für die Läufer die nicht so oft an solchen Läufen Teilnehmern ist so eine Erinnerung doch schön.
Alles in allem ein toller Lauf mit schweren Elementen (300 Hm) und tollem Publikum. In der Ergebnisliste werde ich als 641 von 3445 Läufern und Läuferinnen geführt (16 Läuferinnen waren schon vor mir im Ziel) , mit 5:03min/km bin ich zufrieden und nächstes Mal ...ach mal sehen.
Und wenn dann abends so ein Regenbogen zu sehen ist, dann kann es doch nur als gutes Zeichen durchgehen!

11 Kommentare:

Blumenmond hat gesagt…

Ein echt packender Bericht. Mir bleibt die Luft beim Lesen weg. Mal ganz davon ab, dass Freiburg viel zu weit weg ist aber angesichts der Hügel würd ich den wohl nicht laufen. Um so mehr Respekt für Euch, Ihr Bergläufer. Toll gemacht.

Martin hat gesagt…

@Anja:
Danke schön...aber wer lief denn in Freiburg-wir waren doch in Heidelberg ! Siehst du es ist definitiv zu früh heute morgen :-)

Anonym hat gesagt…

Habt ihr großartig gemacht, lieber Martin! Angesichts des Profils der Strecke bleibt mir die Spucke weg. Aber ihr PfälzerwaldläuferInnen seid das ja gewohnt ... ;-) Die Zeiten sind natürlich klasse - der Bericht mitreißend. Aber ich glaube, du muss nächstes Jahr wieder hin. Heidelberg besuchen und das Schloss nicht sehen - nein, das geht gar nicht!

LG,
Anne

Frank Biermann hat gesagt…

Klasse Leistung die ihr beide abgeliefert habt. Waren ja auch noch ein paar ordentliche Höhenmeter dabei!
Mit der Verpflegung bei solchen Veranstaltungen ist es manchmal nicht allen recht zu machen. Bei meinem heutigen Halbmarathon in Hanau gab es NICHTS zu essen und nur Wasser plus Iso. Das sollte man den Läufern nicht antun. Den ganz schnellen mag dies nichts ausmachen aber die langsamen wo weit über 2Stunden laufen hätten bestimmt gerne mal in einen Apfel oder eine Banane gebissen!

Jörg hat gesagt…

Dann kann der Rennsteig ja kommen. Heidelberg scheint ja wirklich toll zu sein, wieder so was, wo man mal hin müßte.

lizzy hat gesagt…

ach Schloß? *abwink* wer braucht schon Schlösser .. Umgebung wird überbewertet bei Marathons (ich hab' beim BigSur auch nur meine verschmierte Sonnenbrille gesehen ;-)

Heidelberg wär für mich auch nochmal was ... das Schloss könnte man ja am Tag davor oder danach angucken ..

Martin hat gesagt…

@Anne:
Ich kenne ja das Schloss, wir waren oft genug schon da-nur eben aus Sicht des Philosophenwegs nicht. Aber wer weiß-vielleicht wirklich nächstes jahr wieder
@Frank:
Ich habe es bei dir gelesen-und kann es nicht verstehen. bei uns gestern waren Leute über 3 (!) Stunden unterwegs und da nichst zu essen ist bescheuert. Ob das wirklich nötige Sparmassnahmen sind?
@Jörg:
Kann ich nur empfehlen! Und der letzte Rennsteigtest findet am nächsten Sonntag statt-danach: Ruhe, relaxen :-)
@Lizzy:
So ist es !Wir sind ja zum laufen da und nicht zum schauen! Obwohl Pia hat beides gemacht, da sollen noch tolle Villen udn alte Gebäuder gewesen sein-ich weiß nichts davon :-(

Unknown hat gesagt…

Habt Ihr klasse gemacht. Glückwunsch.

Andreas hat gesagt…

Ein schöner Bericht von einem offensichtlich sehr schönen Lauf! Mal abgesehen davon, dass ich wirklich nicht der Läufer für viele Höhenmeter bin, klingt das doch sehr interessant. Glückwunsch euch beiden zur guten Leistung!

PS: Mir geht es im Wettkampf übrigens ähnlich: Wenn ich mich auf mein Tempo konzentrieren muss, entgehen mir auch sämtliche Sehenswürdigkeiten am Rande der Strecke ;-)

Martin hat gesagt…

@Hans: Danke, hast ja heute gut mitgehalten auf der Strecke ;-)
@Andreas:
Wir sind einfach zu schnell dafür :-) da wirkt alles links und rechts verzerrt.

rennliesel hat gesagt…

Super toll ihr beide,habt Ihr gut gemacht.
Bin schon e bisel neidisch,gebe aber nicht auf, kann schon wieder walken,vielleicht auch mal wieder laufen.