Montag, 30. März 2009

STRONGMAN 2009 -Teil 2 -Bis zum bitteren Ende

Bitte zuerst Teil 1 lesen!

Endlich liegt vor einem weswegen all die Verrückten hierher gekommen sind. Apropos Verrückt, unterwegs sprach ich mit einem Ungarn, ca. 45 Jahre der extra deswegen hierher kam und es absolut Klasse fand! Auch Italiener traf ich und sogar Saarländer!
Zurück zum Thema. Der schlammige Teil begann. Zuerst mussten wir mal wieder runter auf die Knie. "Matsch Pitsch" stand an. Ihr kennt das bestimmt auf Militärfilmen, wenn sie in voller Montur unter Stacheldraht im Schlamm kriechen. Nur hier war es, weicheimäßig, nur normaler Draht und der Schlamm höchstens 20cm tief. Für Fischottermäßig gebaute Typen kein Problem, nur die etwas kräftigeren hatten bestimmt das eine oder andere. Ich jedenfalls nicht. Aufstehen weiter laufen.

Natürlich gab es noch kleiner Schlammpassagen wie diese :


Aber die zählen nicht!

Endlich, es geht bergab, rein in die wirklich riesige Sandgrube, bzw. Schlammgrube. Das erste richtige Schlammloch wartet! Ich kannte es schon vom letzten Jahr. Einige Schuhe wurden hier vergraben und teilweise nie wiedergefunden. Auch wusste ich wo man nicht laufen durfte. So war es mit max. 80cm Tiefe richtig spaßig. Es war wirklich richtiger Matsch, ähnlich wie Schlick. Jeder Tritt erzeugte ein Schmatzen und ebenso wenn man den Schuh wieder herauszog. Farbe ocker bis grau. Und es war glatt wie Schmierseife. Wehe du verlorst den Halt- wo bitte willst du dich denn abstützen wenn nur Schlamm um dich herum ist :-) ?
Aber wie gesagt ich kannte das Loch und kam gut durch.

Wieder ein Bild vom letzten Jahr :
Nein, das bin nicht ich auf dem Bild.


Natürlich war jetzt der Modder bis zum Oberschenkel überall drin. Man glaubt nicht wieviel Schlamm so in eine Socke geht und vor allem wie schwer so ein Schuh werden kann! Nach diesem Aufwärmen durften wie wieder laufen. Kreuz und quer und auch bergab, bergauf (teilweise richtig steil und sandig) liefen wir durch Matsch und losem Schlamm. Das eigentlich nächste Hinderniss(Nr. 10) der Sandberg war gar nicht da. Letztes Jahr war das ein sehr großer Sandhafen, sehr loser Sand bei dem jedem Schritt nach vorne, zwei nach hinten folgten. Wie Treibsand bergauf. Ich denke, dieses Jahr ist er Einfach zusammengesunken. Dafür war der Weg nicht leicht, genau so wie die Schuhe. Und dann kam der erste große Schlammsee! Dass er tief war sahen wir an ein paar Schwimmern die versuchten durch zu schwimmen. Die meisten liefen im See am Rand entlang. Wir rannten rein als ob es Sommer und 25° wären. Waren es aber nicht! Außentemperatur ca.7° Wasser etwa 3°. Die Kälte an den Füßen merkst du eigentlich nicht gleich, es dauert etwas bis aus dem kühlen Nass ein Eisklotz wird. Aber du weißt nicht wie tief das Wasser vor dir ist. Du siehst nichts, nur schlammiges faulig riechende Brühe, durch die sonst nur Panzer und ähnliches fahren. Du versuchst zu sehen wo dein Vordermann stolpert, wo er einsinkt. Trotzdem kannst du es nicht vermeiden und schon versank ich bis zur Brust in der Brühe. Fast ist wie im Sommer, bis zum Bauch kann man ins kalte Wasser ohne Probleme, aber dann über den Bauch rein zu gehen, das ist ein Schock. Und es war einer. Scheiße war das kalt! Aber man bewegt sich und man vergisst die Kälte. Aber die Beine nicht, die nun schon einige Zeit im eiskalten Wasser sind. Das Gefühl geht weg. Du meinst du hättest zwei Prothesen, die sich einfach bewegen. Bewegungkontrolle wird schwerer. Plumps bist du wieder ausgerutscht! Aber es sind genug Taucher da, die sich das genüsslich in Trockenanzügen anschauen!
Es ist ein Ende in Sicht du gehst raus, oder du versuchst es, denn sofort kommt wieder Schlick, Vor dir spielt einer "Another one bites the mud (dust)" live und taucht richtig schön ein. Du rutschst, hälst dich aber einigermaßen gerade und kommst so langsam wieder raus. Schön wieder im Sand, durch Schlamm zu laufen, nur die Füße die bekommen erst so langsam wieder Gefühl.
Jetzt weiß ich nicht mehr was genau wann kam. kann sein, dass ich hier was durcheinander bringe, aber ist auch egal.

Irgendwann kam dann der Canale Grande und der sah so aus :Pech wenn man da ausrutschte.

Es gab dann immer wieder sandige Anstiege die es auch in sich hatten:

Und dann kam die große Badewanne, links Seile und große Schwimmer, rechts Taucher, dazwischen wir. Warmduscher schlängelten sich am Seil entlang nur bis zur Brust im Wasser, ich wollte das ganze haben. Ich hörte noch wie ein Taucher zu mir sagte: Vorsicht ! Da liegt ein ...." das Wort Stein hörte ich nicht mehr, ich hatte ihn entdeckt, bin ausgerutscht und ging baden. So muss es sein wenn man durch ein Eisloch fällt. Schnappatmung und weiterlaufen war das einzige was ich machen konnte.

Selbst heute Abend tut mir mein rechtes Ohr noch etwas weh, wer weiß was mir da rein geflossen ist. Jedenfalls war ich dann wieder so richtig wach! Dann folgte der für mich gefährlichste Sprung. Eine Wand ca. 2,50 m hoch (die sagten 3m aber das glaube ich nicht) war zu überwinden, wieder mit Heuballen, aber auf der anderen Seite mussten wir springen! Und da sah man nur Matsch unter sich, du weißt nicht wie tief, ob du seitwärts abrutscht, ob du weich aufkommst-nichts. Du musst einfach springen und hoffen gut auf zu kommen. das fand ich schon hart, vor allem für Leute dies sonst eher flach laufen ohne große Unebenheiten. Aber weiter gings. Ein großer matschiger Berg erschien vor uns. Nur schwer zu erklimmen (klar Matsch eignet sich nur bedingt für einen Berganstieg) aber das herunter war schnell gelöst: hinsetzen und auf dem Hosenboden auf der Matschbahn ging es abwärts. Ich erwischte natürlich den großen Stein der dazwischen lag! Aber auch andere hatten Pech :

Man beachte den Herrn im rotem Shirt, kurz vor seiner Rolle :

Die dreckigen Hosen wurden dann schnell wieder im nächsten Wasser sauber. Dann irgendwann kam der letzte Anstieg aus der Sandgrube. Noch ca. 500m über matschige Wege und man hatte die erste Runde geschafft. Als ich hoch zur Uhr schaute, konnte ich es nicht glauben, schon 1:22 waren vorüber !!
Na ja, weiter zu zweiten Runde. Die war etwas anders als die erste, denn es kamen noch 3 oder 4 Hügel am Anfang dazu, war also etwas schwerer noch. Aber ich hatte freie Bahn und konnte laufen. War aber eher ein hecheln. ich merkte meien Schwäche, sagte ich es schon? Nein, ok : Scheiß Erkältung!
Aber auch andere waren nicht mehr schneller. Es kamen wieder das Spinnennetz, die Shelter, die Krabbelecken und natürlich der Matsch und das Wasser. Alles war noch da. Aber ich habe auf den letzten beiden Kilometern noch viele überholt und das mit einem vielleicht 5:50 Tempo! Die waren noch mehr kaputt. Als ich dann das Ziel sah, machte ich keinen Endspurt mehr, nicht weil ich nicht mehr konnte, nein das wäre noch drin gewesen, nein weil es Blödsinn gewesen wäre. Ich genoss die Zuschauer und das Spektakel am Rand und kam nach 2:38:10 an.
Und nun wieder das Thema Organisation : Es gab nur noch kaltes Wasser, irgend so ein kaltes Mix-Getränk und alkoholfreies Bier bzw. Radler zu trinken. Kein einziges warmes Getränk! Tee schien schon alle zu sein. Zur Erinnerung: ich war 1480. , nach mir kamen noch mehr als doppelt so viel , über 3500 Läufer die bestimmt auch gerne mal einen Schluck warmen Tee getrunken hätten! Das darf nicht sein- Strongman hin oder her.
Ich traf mich mit Pia die schon auf mich wartete und befürchtet hatte ich wäre mit einen der vielen Tatütata gefahren worden. Ich versuchte zu trinken- ging so gut wie nicht. Meine Hände zitterten wie verrückt. Wir gingen zum Shelter die Sachen abholen, von dort wieder zurück zur Umkleide, sprich einem freien Platz umstellt von Zuschauern auf dem wir uns auszogen um dann zu den Duschhäuschen zu gehen, an zustehen, dann kurz unter eine kalte Tröpfeldusche, wieder raus, abtrocknen, raus ins Freie , anziehen.
Dieser Aufkleber war auf den Duschhäuschen:

Sehr passend.

Männlein wie Weiblein, alle waren dabei, aber das war sowieso egal. Beim Ausziehen war es mir nicht möglich meine Schnürsenkel zu öffnen, Pia musste es machen. Ich hatte keinerlei Gefühl mehr in den Fingern, zitterte immer noch wie doll. Auch Anziehen war problematisch. Bückte ich mich verkrampfte sofort meine Bausmuskulatur, hinsetzen ging auch nicht, also dauerte es etwas länger. Ich zog 2 Pullover übereinander und eine dicke Daunenjacke- ich fror. Wir gingen zum Shuttelbus, stiegen ein -ich fror. Liefen dann zum Auto- ich fror immer noch. Fuhren ins Hotel, machten dabei die Heizung voll an-kein Erfolg. Ich duschte so lange und so heiß wie nie- nur kurze Besserung. Erst als wir dann nach Hause fuhren und, vorher schnell im Drivein bei Burger King Futter geholt hatten, wärmte ich so langsam auf. Es war so gegen 16:30 Uhr, die letzten mussten gerade in Ziel gekommen sein, unglaublich, die haben sich 41/2 Stunden gequält!
Und hier ist der erste Video für diese Jahr zu sehen. Fast alles was ich erwähnt habe ist darauf zu sehen :



So dass war es im großen und Ganzen. Es gäbe noch vieles zu berichten, aber nachdem ich nun über 2,5 Stunden an den paar Zeilen gesessen habe reicht es erst einmal für heute. Und Michi muss ja auch noch schlafen gehen, gelle?
Bilder von mir sind noch kein online, hoffentlich sind einige gut geworden. Und..natürlich bin ich für 2010 schon wieder angemeldet, wie auch 3000 andere.
Morgen werde ich evtl. noch etwas schreiben, mal sehen. Für heute recht es und ich denke Euch auch :-)

14 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Na – Hauptsache, es macht Spaß.
Ich glaube, ICH muss diesen Spaß nicht unbedingt haben …

Gute Regeneration …

Kerstin hat gesagt…

Lieber Martin, das ist doch der reinste Wahnsinn!
Nun weiss ich wenigstens, welchen Lauf ich unbedingt zu meiden habe (als Teilnehmer *gg*) falls ich mal wieder nach Deutschland kommen sollte. Fuer die Zuschauer war es sicher sehr unterhaltsam!

Nochmal Glueckwunsch, dass du das alles so gut durchgestanden und gemeistert hast! Da bin ich einigermassen sprachlos, was sich diese sadistischen Veranstalter mitten im deutschen Winter einfallen lassen.

Marco hat gesagt…

sehr schön geschrieben. Mein Bericht ist jetzt nach fast drei Stunden auch fertig.
Schau mal rien.

Gute Nacht
LG
marco

michi hat gesagt…

Ehrlich, ich bin absolut beeindruckt wie Du da durch gekommen bist und dann auch noch in dem Tempo und nicht gesund. Starke Leistung, und noch einmal: Hut ab!
Was hast Du für Dich als am Schlimmsten/Schwierigsten empfunden? Ich vermute mal so tief unter Draht krabbeln ist saumäßig anstrengend, Schlamm und die Shelter kosten Kraft ohne Ende. Für mich wäre so ein Lauf nichts, aber wo ich wohl richtig gestreikt hätte wäre die 2,5 m Wand runterspringen, selbst wenn ich wüsste ob es unten tief oder weich genug ist.

Danke schön fürs Niederschreiben, ich habe es sehr gerne gelesen, hat viel Spaß gemacht.

PS: Wie geht es Dir denn jetzt? Hoffentlich hat das Eiswasser und das Frieren nicht zu einer Verschlechterung beigetragen!!

Hannes hat gesagt…

Danke für die Mühe dieses Berichtes. Richtig schön. Da möchte man eigentlich auch gerne dabei sein ;)

Ich hoffe nur, du hast deine Erkältung mit dem Lauf nicht verschlimmert. In was für kurzen Sachen einige da unterwegs waren, bei 7 Grad und eiskaltem Wasser - das mag zwar vielleicht "strong" sein, aber nicht gesund.

Ruh dich schön aus!

Gerd hat gesagt…

Toller Bericht der mir wieder mal zeigt das unter den Läufern ziemlich viele Verrückte sind. ;-)
Da muss noch einiges passieren bevor ich da mal mitmache. ;-)

Unknown hat gesagt…

Es ist absolut mitreissend wie Du den Lauf schilderst.
Aber ob man sich das wirklich antun muß? Der Strongmann scheint ja die Vorstufe von fahrlässiger eigener Körperverletung zu sein.
Ich glaube, ich ziehe die Anmeldung 2011 zurück.(Ha-ha)

Hans

Martin hat gesagt…

@Michi: Was war das Schlimmste...mmh ich weiß nicht, letztes Jahr waren es die Röhren durch die man sich durchzwängen musste, aber die haben sie Gott sei dank nicht mehr dabei. Dieses Jahr, war eigentlich gar nichts so richtig schlimm, man wusste ja was kommt und dass das Wasser kalt sein würde war klar. Allerdings war ich nicht so verrückt wie andere und habe das vorher trainiert! Das Kriechen auf allen vieren ist üpberhaupt nicht schlimm, aber die paar Meter auf dem Bauch sind hart.
Natürlich gabe es einen Rückschlag, aber der hielt sich in Grenzen. Im Moment nur noch Halsweh und ein bisschen Schnupfen. Scheint so, dass ich davon gekommen bin.
@Hannes: So lange du läufst, hast du nicht kalt, hatte keiner. Nur im Ziel fängst du halt schnell an zu frieren.
@gerd: Na wart mal ab, du kommst auch noch !
@Hans: Nix da ! 2011 steht fest!!

ultraistgut hat gesagt…

Nee, nee, nee, ich fasse es nicht, was da alles abläuft, Dreck, Matsch, rutschig, eklig und auch gefährlich.

Wirst du nächstes Jahr dort wieder starten ?

Martin hat gesagt…

@Ultraistgut: Welch eine Frage !

NA KLAR !BIN SCHON ANGEMELDT !

Lizzy hat gesagt…

sorry, bin nur auf ein Hüpferchen mal online und war fast zwei Tage weg. Daher: Bericht wird später gelesen - morgen oder übermorgen oder .... Aber die Bilder, die hab' ich mir grad' angeguckt und sage schonmal vorweg: Das sieht irgendwie total pervers aus. Aber echt ;-)

Pienznaeschen hat gesagt…

Mitreißend geschrieben und trotzdem wäre das definitiv nie und nimmer was für mich!! Du bist schon ein Held, fühl Dich so und lass Dich feiern und vielleicht von dem ein oder anderen auch bemittleiden ... wenn ich allein vom der Kälte und dem Frieren lese *brrr* und TOLL!!!

Unknown hat gesagt…

Will das noch in diesem Jahr toppen!
Daher habe ich mich heute spontan für den Sibirien-Marathon im August angemeldet.

Hans

lizzy hat gesagt…

okay. Sieht nicht nur auf den Bildern pervers aus - liest sich auch so. Boh - nee ey, echt nich ..

Gratulation zum überlebt haben!